Die Frage nach der Demographie der Internetnutzer und damit verbunden die Ermittlung derer, die über
keinen Internet Zugang verfügen, bereitet unter anderem aufgrund der großen Zahl der Beteiligten und
deren weltweiter Verbreitung Schwierigkeiten. Da sich die Gruppe der Internetnutzer nicht aufgrund von
räumlichen Einheiten im Sinn von Nationalstaaten, Städten oder Stadtteilen eingrenzen lässt und es keine
zentrale Registrierungsstelle gibt, basieren Erhebungen über die Gesamtmenge der Internetnutzer und
deren Demographie zu einem großen Teil auf Schätzungen. Leider ist das Medium selbst nicht dafür
geeignet, um repräsentative Umfragen durchzuführen, die das Verhalten oder die Meinung der gesamten
Bevölkerung widerspiegeln - die Gruppe der Internetnutzer rekrutiert sich im Moment noch aus einem
eingeschränkten Spektrum der Gesamtbevölkerung, von dem im Folgenden noch die Rede sein wird.
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Aus dieser Problematik ergibt sich bereits der erste Untersuchungsbereich dieses Kapitels. Er
beschäftigt sich damit, die Gesamtzahl der Internetnutzer zu ermitteln. Daran anschließend wird sich die
Frage stellen, welches durchschnittliche Profil sich für die Benutzer ergibt (Alter, Geschlecht,
Nationalität, usw.). Dieser Ansatz wiederum führt weiter zu dem Aspekt der Zugangsdisparitäten, die
sowohl auf internationaler, als auch auf nationaler Ebene betrachtet werden. Die nationalen
Zugangsdisparitäten werden speziell auf ihre räumliche Ausprägung hin untersucht, das bedeutet, es wird
untersucht, ob es Gebiete gibt, in denen ein besonders hoher oder ein auffällig geringer Anteil von
Internetnutzern zu finden ist. In Zusammenhang damit werden staatliche und private Fördermaßnahmen
vorgestellt, die zu sozial ausgewogenen Zugangsmöglichkeiten führen sollen. Schlussendlich wird die
Bedeutung des Faktors Sprache für die Frage der Zugangsdisparitäten erörtert. Zunächst jedoch zu der
grundlegenden Aufgabe, Zahlen und Fakten über die Internetbevölkerung zu sammeln.
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Bisherige statistische Untersuchungen über die Gesamtzahl der Internetanwender basierten auf Umfragen
bei den Netzbetreibern, um die durchschnittlichen Benutzerzahlen pro Hostrechner zu ermitteln und damit
auf die tatsächliche Gesamtzahl zu schließen. Die Nachteile dieser Vorgehensweise liegen in der
grundsätzlichen Ungenauigkeit des Ergebnisses und in der langen Auswertungsdauer aufgrund der großen
Datenmenge. Dies führt dazu, dass Ergebnisse derartiger Studien bei deren Veröffentlichung
bereits überholt sind. Hinzu kommt, dass die Zahl der Nutzer pro Hostrechner nicht als Konstante
angesehen werden darf, da sie von der Art der Internetnutzung und der Form des Zugangs (zum Beispiel
eigener PC, Firmenzugang, Internet-Café) abhängt. Genau diese Faktoren verändern sich aber ebenso rasch,
wie die Gesamtzahl der Nutzer, so dass derartige Studien selbst für die Ermittlung allgemeiner Trends
nur sehr bedingt aussagekräftig sind (DÖRING, 1999).
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Wesentlich schneller und genauer kann die Zahl der Host-Rechner selbst ermittelt werden. Eine
Gemeinschaftsstudie des bereits erwähnten Matrix Information and Directory Services, Inc (MIDS)
und des Center for Next Generation Internet (NGI) ermittelte im Januar 2000 die Zahl von
72.398.092 Host-Rechnern. Da das Verfahren weitgehend automatisiert ist, dauert eine Vollerhebung
ungefähr zwei Wochen (INTERNET SOFTWARE CONSORTIUM, 2000). Nimmt man nun Schätzungen über die Gesamtzahl
der Internetnutzer hinzu, die in einem Bereich zwischen 288.000.000 (GLOBAL REACH, 2000) und 374.000.000
(CYBERATLAS, 2000) liegen, ergibt sich eine durchschnittliche Zahl von 4-5 Benutzern pro Hostrechner.
Vor wenigen Jahren wurden als Faustregel noch 3-3,5 Nutzer gerechnet. Dieses Beispiel unterstreicht
noch einmal die bedingte Aussagekraft solcher Studien, die eine Materie zu fassen suchen, die sich in
einem ständigen Wandel befindet. Momentan gibt es allerdings keine alternativen Erhebungsmöglichkeiten,
so dass die vorhandenen Mittel ausreichen müssen.
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Für die MIDS/NGI-Studie wurde als Referenz das Domain Name System verwendet, wodurch eine
Aufschlüsselung der Hostrechner nach den Top-Level Domains (TLD) möglich war. Da es neben
länderbezogenen TLDs auch noch sogenannte generic TLDs (wie zum Beispiel .com, .edu, .net) gibt,
konnte die Studie allein nicht dazu verwendet werden, die Anzahl der Hostrechner pro Land zu ermitteln.
MIDS ist momentan jedoch damit beschäftigt, die länderunabhängigen Domains ihrem Ursprungsort
zuzuordnen. Bisher ist diese Arbeit noch nicht abgeschlossen, so dass das Ergebnis hier nicht
präsentiert werden kann. Bisherigen Schätzungen zufolge, stehen die USA, was die Zahl der Internetnutzer
angeht, an erster Stelle, mit einem ungefähren Anteil von 36 % an der Gesamtzahl, gefolgt von Japan mit
7 %, Deutschland 5 %, Großbritannien 4,7 % und China mit 4,2 % (CYBERATLAS, 2000). In ähnlichen
Dimensionen dürfte sich auch die Verteilung der Hostrechner bewegen.
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Bei der Zuordnung der TLDs zu Staaten muss berücksichtigt werden, dass sich ein Hostrechner mit einer
länderbezogenen TLD nicht notwendigerweise in diesem Land befinden muss. Dies wird deutlich, wenn man
die Staaten herausgreift, in denen nach dem bisherigen Stand der MIDS/NGI-Studie noch keine Hostrechner
vorhanden sind: Laos, Ost-Timor, Sudan, Äquatorial Guinea, Liberia, Surinam und einige kleinere
Inselgruppen im Pazifischen und Indischen Ozean. Eine zweite, davon unabhängige Studie kommt zu dem
Ergebnis, dass außer Eritrea alle Staaten Afrikas über einen Internetzugang verfügen (JENSEN, 2000).
Diese Aussage führt zu dem Schluss, dass der Sudan, Äquatorial Guinea und Liberia über Hostrechner
verfügen müssen, die keine länderbezogenen TLDs besitzen. Tatsächlich lautet zum Beispiel die Adresse
des (einzigen) ISP in Liberia http://www.liberia.net, wobei dieser
Hostrechner momentan nicht aktiv ist. Im Sudan gibt es ebenfalls nur einen ISP mit der Adresse
http://www.sudanet.net. Die Universität von Karthum unterhält ihre
Seite auf dem Server der Columbia University, USA unter
http://www.columbia.edu/~tm146/Khar/UofK.html.
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(Anmerkung 02.01.2004:
1) Weiterführende Informationen über Liberia und die
Verbreitung des Internet unter
http://www.balancingact-africa.com/news/back/balancing-act15.html und
http://www.balancingact-africa.com/news/back/balancing-act61.html.
2) Die Universität von Karthum ist mittlerweile unter der Adresse http://khartoumuniversity.edu/ zu erreichen und wird im Sudan selbst von der
Sudan Telecom Co. gehostet. Weitere
Informationen (Stand 20039 über die Internet-Infrastruktur von Sudatel finden sich unter
http://www.itu.int/itudoc/itu-t/workshop/cctld/cctld050.pdf
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Auch wenn die bisherige Betrachtung den Anschein erwecken mag, dass das Internet auf der ganzen Welt
verfügbar ist, muss berücksichtigt werden, dass das Vorhandensein von Hostrechnern oder Provider-Firmen
noch nichts darüber aussagt, von wem das Internet genutzt wird. Deswegen soll nun ein Blick auf die
demographische Zusammensetzung der Internetnutzer geworfen werden. In den Anfangsjahren des Internet war
dies einfach zu umschreiben: Männliche Akademiker, U.S. amerikanischer, später auch westeuropäischer
Nationalität, im Alter von 25-35 Jahren. Seitdem die private Nutzung des Internet möglich ist, nähert
sich die Zusammensetzung der Anwender den demographischen Merkmalen der Gesamtbevölkerung an. Das
bedeutet, dass der Anteil der Nutzer aus den Industriestaaten relativ gesehen geringer wird, das
Zahlenverhältnis von Frauen und Männern in manchen Ländern bereits den realen Anteilen in der
Bevölkerung entspricht und sich die Internetnutzung über alle Altersgruppen verteilt; die
durchschnittliche Altersspanne wurde damit auf 15-40 Jahre erweitert. Das Gegensatzpaar männlich,
amerikanisch, geizig, Beruf: Student und weiblich, asiatisch, spendabel bringt diese
Entwicklung auf den Punkt (WAESCHE, 1998, S. 196). Trotz aller Prognosen, die von
einer ausgeglichenen Nutzung in der Zukunft ausgehen, gibt es momentan noch immer Gruppen, die bei der
Nutzung des Internet unterrepräsentiert sind. Die Gründe hierfür sollen im nun folgenden zweiten Teil
mit dem Schwerpunkt auf der Frage nach den Disparitäten in der Internetnutzung erläutert werden.
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Gegner der These einer zukünftig ausgewogenen Verteilung der Internetnutzung bescheinigen dem Medium für
eine Spaltung der Gesellschaft verantwortlich zu sein. Demzufolge wird es sowohl auf der internationalen
als auch auf der nationalen Ebene zu einem sogenannten Digital Divide kommen, der die
Gesellschaft in zwei Teile spaltet: ein Bevölkerungsteil, der über Zugang zum Internet verfügt und ein
zweiter, der von der Nutzung ausgeschlossen ist. Die Zugangsdisparitäten auf der internationalen Ebene
werden am Vergleich der folgenden Zahlen deutlich: In Nordamerika und Europa nutzt jeder Sechste das
Internet, wogegen es in Afrika nur einer von 5.000 ist (GROTE, 2000, S. 98). Auf der nationalen Ebene
lassen sich repräsentative Studien, die sich mit Internetzugangsdisparitäten beschäftigen, nur mit hohem
Aufwand durchführen. Wenn sowohl regionale, als auch gesellschaftliche Unterschiede berücksichtigt
werden sollen, gilt es eine große Datenmenge zu sammeln und zu bearbeiten. Für Deutschland existiert
keine derartige Erhebung. Bisherige Umfragen beschränkten sich auf die Erfassung soziodemographischer
Merkmale, die regionale Herkunft wurde auf die Unterscheidung in alte und neue Bundesländer reduziert.
Eine weitere Differenzierung, zum Beispiel von Stadt- und Landbevölkerung oder den einzelnen
Bundesländern, wurde noch nicht unternommen (DEUTSCHER BUNDESTAG, 1998). Aufgrund dieser fehlenden Daten
kann an dieser Stelle lediglich auf eine Studie des U.S. amerikanischen Handelsministeriums über die
Verbreitung der Telekommunikationsnutzung in den USA verwiesen werden (U.S. DEPARTMENT OF COMMERCE,
1999). Die Erhebung und Auswertung dieser Daten wird seit 1995 von der National Telecommunications
& Information Administration (NTIA) übernommen und beinhaltet Analysen bezüglich der
nationalen Verbreitung von Telekommunikationseinrichtungen und deren Nutzung in der Bevölkerung.
Insgesamt wurden in den Vereinigten Staaten für diese Studie 48.000 Haushalte befragt. Regionale
Unterschiede wurden durch die Bildung von insgesamt 2.007 geographischen Einheiten berücksichtigt,
von denen man 754 für die Befragung auswählte.
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Die Studie bestätigt zum großen Teil die bisher vermutete Zusammensetzung der Internetnutzer: Weiße U.S.
Amerikaner mit hohem Bildungsgrad und hohem Einkommen stellen die Hauptanwender dar. Gleichzeitig holen
jedoch alle anderen Gruppen auf, wenn auch mit geringeren Zuwachszahlen als die erstgenannte Gruppe.
Als weiteres Ergebnis wurde für das Jahr 1998 ermittelt, dass bereits 42 % aller Privathaushalte in den
USA einen Computer besaßen, wogegen es vier Jahre zuvor erst 24 % waren. Bei der Analyse der
nternetnutzung von Zuhause aus ergab sich nach Bundesstaaten unterteilt als Spitzenreiter Alaska, mit
privatem Internetzugang in 44 % aller Haushalte, gefolgt von New Hampshire mit 37 %, Washington 36 % und
Utah 35 %. Unter dem Aspekt betrachtet, in welchen Haushalten ein Modem vorhanden ist, liegt der Westen
mit 30 % aller Haushalte an erster Stelle, gefolgt vom Mittleren Westen und dem Nordosten mit jeweils
25 % und dem Süden mit 24 %.
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Die Zugangsunterschiede zwischen ländlichen und städtischen Regionen, sowie den Stadtzentren, bekommen
durch weitere Variablen, wie zum Beispiel Einkommen, Beruf, Bildung, Alter oder Herkunft, eine
unterschiedliche Ausprägung. Abbildung 5.1 zeigt den Anteil der Haushalte mit Internetzugang
gestaffelt nach Einkommen. Man kann erkennen, dass die Variable Stadtzentrum/Stadt/Land nur eine
untergeordnete Rolle spielt und Einkommensunterschiede in allen drei Räumen zu ähnlich ausgeprägten
Nutzeranteilen führen. Dasselbe Muster ergibt sich bei der Betrachtung der Schulbildung. Anders sieht
es dagegen für die Faktoren Alter, Herkunft, Haushaltstyp und Art der Berufstätigkeit aus. Abbildung
5.2 (Seite 95) zeigt exemplarisch die Verteilung, die sich durch eine Staffelung nach dem Alter
ergibt. Haushalte der Altersgruppe unter 25 Jahren, die zu Hause über keinen Internetzugang verfügen,
gaben an, dass der Hauptgrund dafür in den hohen Kosten liege oder dass das Internet außerhalb genutzt
werde. Haushalte der Gruppe über 45 Jahren gaben als wichtigsten Grund das Internet nicht zu nutzen
an, dass sie keinen Bedarf daran hätten. Zu berücksichtigen ist auch der Anteil der Personen, die das
Internet zum Beispiel von der Arbeitsstelle aus nutzen. Deren Anteil an allen Personen liegt laut
Studie in den städtischen Gebieten und Stadtzentren bei fast 60 %, in den ländlichen Gebieten dagegen
nur bei 47 %. Dagegen ist der Anteil derer, die das Internet von der Schule aus nutzen, in ländlichen
Gebieten um ein Drittel höher als im Bundesdurchschnitt. Um diese Ausprägungen genauer zu analysieren,
müssten weitere Faktoren miteinbezogen werden, wie zum Beispiel die Art der Beschäftigung, die in
ländlichen Gebieten dominiert, oder wie sich die Gruppe Haushalte unter 25 im Speziellen
zusammensetzt. Vorerst kann jedoch festgehalten werden, dass es regional unterschiedliche
Nutzungsmuster gibt und der ländliche Raum insgesamt in der Internetnutzung hinter den städtischen
Gebieten zurückliegt. Die höheren Wachstumsraten im ländlichen Raum lassen erwarten, dass die dort
lebende Bevölkerung den Anschluss an die Informatisierung trotzdem nicht verpassen wird. Abbildung 5.3
(Seite 96) zeigt, dass es dagegen im bundesweiten Vergleich bei der Internetnutzung zu ausgeprägten
Unterschieden zwischen den einzelnen Regionen der USA kommt.
Figure 5.1: Prozentualer Anteil der Haushalte mit Modem in den USA, nach Einkommen und ländlichen,
städtischen und zentralen städtischen Gebieten
(U.S. DEPARTMENT OF COMMERCE, 1999).
Figure 5.2: Prozentualer Anteil der Haushalte mit Modem in den USA, nach Alter und ländlichen,
städtischen und zentralen städtischen Gebieten
(U.S. DEPARTMENT OF COMMERCE, 1999).
Etwas zynisch formuliert, wagt die Öffentlichkeit in Deutschland im Moment ihren Blick nur dann von den
aktuellen Aktienkursen abzuwenden, wenn es darum geht, sich über den nächsten Börsengang eines
Informationstechnologie (IT) Unternehmens auf dem Laufenden zu halten. Internet und Börse
sind zu einem Volkssport geworden: Das Internet wird genutzt, um stets über die aktuellen Aktienkurse
informiert zu sein, gleichzeitig löst jede Neuemission eines Unternehmens, das in irgendeiner Form mit
dem Medium zu tun hat, einen wahren Zeichnungs-Run in der Bevölkerung aus. Doch auch
Finanzexperten beobachten die wirtschaftlichen Aktivitäten rund um das Internet mit wachsamem Auge. Der
sogenannte Electronic Commerce oder E-Commerce, also der Handel mit Waren und Dienstleistungen
über das Internet, verspricht angesichts der Erfolge bisheriger Projekte hohe Profite. Und obwohl noch
immer ein Großteil der Bevölkerung von der Nutzung des Internet ausgeschlossen ist, steigt dessen
gesamtwirtschaftlicher Einfluss.
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Das Internet bietet sich als Präsentations- und Kommunikationsmedium für verschiedene Arten von
wirtschaftlichen Tätigkeiten an und erfüllt dabei die Funktionen des klassischen Marktplatzes: Anbieten
von Waren- und Dienstleistungen, Möglichkeit der Nachfrage durch den Kunden, aber auch Austausch und
Kooperation zwischen den Anbietern selbst ist möglich.
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Darüber hinaus gilt es das Potenzial der mit dem Internet zusammenhängenden Hard- und Software-Industrie
und der Telekommunikations-Dienstleister zu bewerten und nach den Einflüssen des Internet auf die
Veränderung der Beschäftigungsstruktur zu suchen, die zum Beispiel durch die Einrichtung von
Tele-Arbeitsplätzen entstehen.
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In der Wirtschaftsgeographie kann das Internet zunächst als Standortfaktor betrachtet werden, wobei die
physische Infrastruktur des Internet damit zu einem Teil der verkehrsgeographischen Ausstattung eines
Raumes wird. Seitdem selbst kleinere Betriebe das Internet nutzen, um ihre Produkte zu präsentieren oder
zu vertreiben, gehört das Medium in einer Großzahl der Betriebe als Teil der Werbestrategie oder um den
Kontakt zu Kunden und Geschäftspartnern herzustellen zur Grundausstattung. Für diese Anwendungszwecke
ist eine herkömmliche Telefonleitung ausreichend, da die hauptsächliche Nutzung des Internet auf E-Mail
und das WWW beschränkt ist. Diese Internetanbindung ist allerdings überall in Deutschland verfügbar und
kann als standortbestimmender Faktor deswegen nicht ausschlaggebend sein. In welchem Fall wird dieser
Aspekt für die Wahl des Standortes relevant? Wenn es unter anderem darum geht,
Internet-Dienstleistungen anzubieten, die auf hohe Bandbreiten für die Datenübertragung angewiesen sind,
wie zum Beispiel Internet Service Provider oder Online-Shops, spielt der direkte Zugang zu einem gut
ausgebauten Abschnitt der Internet-Infrastruktur eine wichtige Rolle. Da eine gut ausgebaute
Internet-Infrastruktur momentan nur in größeren Städten zu finden ist, zerschlagen sich erst einmal die
Träume derer, die sich vom Internet eine dezentralisierende Wirkung erhofft hatten und eine Möglichkeit
für den wirtschaftlichen Aufschwung in bisher peripheren Gebieten sahen. Die These, dass das Internet
wirtschaftlich ohnehin schon begünstigte Räume weiter fördert, wird gestützt von einer Studie aus den
USA, in der gezeigt wurde, dass sich die Inhaber von .com Domains (kommerzielle Domains) vor allem im
großstädtischen Raum konzentrieren (KOLKO, 1999).
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Erst wenn Übertragungsmedien wie Satellitenanlagen völlig unabhängig vom herkömmlichen Leitungsnetz
sind, wird der Vorsprung der Städte hinsichtlich der Ausstattung mit Bandbreite eingeholt werden können.
Betrachtet man in diesem Zusammenhang die Backbone-Topologien der Internet Service Provider in
Deutschland, wird deutlich, dass der Ausbau der Backbone-Architektur vor allem zwischen den Städten
erfolgte, die eine zentrale Funktion im wirtschaftlichen System Deutschlands einnehmen. Freiburg im
Breisgau, als eine vorwiegend touristisch und kulturell geprägte Stadt, ist in diesem System nicht von
Bedeutung, was sich in der fehlenden Anbindung an eine Großzahl der Backbone-Netze widerspiegelt. Dagegen
bilden Städte, in denen Firmen der Informations- und Biotechnologie, Banken- und Finanzzentren, sowie
Medien-Unternehmen ansässig sind die bisherigen Kernpunkte der Netzarchitektur. Aufgrund der vorhandenen
Infrastruktur werden diese Städte in absehbarer Zeit für die Ansiedlung großer Firmen mit hohem Bedarf
an Bandbreite weiter an Bedeutung gewinnen. Nach wie vor bleibt allen Städten der Vorteil, eine größere
Zahl gut ausgebildeter Arbeitskräfte bereitstellen zu können und durch den Austausch mit Forschungs- und
Medieneinrichtungen zu Zentren für innovative Ideen zu werden, die besonders in der schnelllebigen IT-
und Telekommunikationsbranche für den dauerhaften Erfolg eines Unternehmens wichtig sind.
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Dienstleistungen, die in Zusammenhang mit dem Internet stehen, können in ortsgebundene und
ortsunabhängige unterschieden werden. Neben den Großunternehmen der genannten Branchen bilden sich in
zunehmendem Maße Kleinunternehmen und Ein-Mann-Betriebe heraus, die Dienstleistungen rund um das
Internet anbieten. Bei der Wahl des Firmenstandortes kommt für diese Unternehmen ein bisher nicht
genannter Faktor ins Spiel: die Nähe zum Kundenkreis, bzw. zum Absatzmarkt. Eine Studie in den USA hat
gezeigt, dass Anbieter von hochwertigen, spezialisierten Dienstleistungen im Soft- und Hardware Bereich
einen sehr weiträumigen Kundenkreis besitzen und somit die Nähe zum Kunden keine primäre Rolle spielt
(BEYERS, 1999). Ebenso sind diese Anbieter nicht auf Kostenminimierung für Grundstücke, Büroräume oder
Personal angewiesen, da diese Posten einen vergleichsweise geringen Anteil in den Bilanzen einnehmen.
Als Hauptgrund für die Niederlassung dieser Art von Dienstleistungsbetrieben, die zu den
ortsunabhängigen zählen, werden deswegen sekundäre Standortfaktoren, wie zum Beispiel die Beibehaltung
des bisherigen Wohnortes, oder die hohe Lebensqualität einer Gegend von Bedeutung. Beim
Kommunikationsverhalten dieser Dienstleister zeigt sich, dass trotz der sich stets verbessernden
Technologien das persönliche Gespräch die wichtigste Art des Kontaktes darstellt. In der bereits
genannten Studie wurde sogar festgestellt, dass diese Branchen eher einen Zuwachs an direkten
Kundenkontakten zu verzeichnen haben, was sich unter anderem auch in einer steigenden Zahl von
Geschäftsreisen niederschlägt. Die Rangfolge der am häufigsten genutzten Kommunikationsformen führen
direkte Kundenkontakte an, gefolgt von Telefongesprächen. Nur im Bereich der Computerdienstleistungen
nimmt der Datenaustausch per Modem die dritte Stelle ein.
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Betrachtet man die Internet Service Provider in Deutschland im Speziellen, stellt man fest, dass sich
neben den bundesweit tätigen Unternehmen auch regionale Anbieter etablieren konnten. Sie zählen zu den
ortsgebundenen Dienstleistern, da sie ausschließlich Kunden aus einem regionalen Umkreis betreuen. Da
das Angebot an bundesweiten ISPs für den Laien fast unüberschaubar geworden ist, nutzen diese Anbieter
die gezielt regionale Bezugnahme, um sich von den restlichen Anbietern abzuheben. Dabei kommt ihnen zu
gute, dass sie aufgrund der Nähe zum Kunden einen schnellen Vor-Ort-Service bieten können. Vor allem für
gewerbliche Kunden, die über keinen eigenen Internetspezialisten in der Firma verfügen, ist es bei
akuten Problemen notwendig, fachkundiges Personal möglichst schnell an Ort und Stelle zu haben. Dasselbe
gilt auch für den Bereich des internetunabhängigen Soft- und Hardware Support. Da Systemausfälle
heutzutage kaum noch kompensiert werden können, weil ein Großteil der Betriebsabläufe in irgendeiner Art
vom Computer abhängig ist, steht im Extremfall die gesamte Produktion still. Kleine lokale Firmen können
in dieser Hinsicht häufig einen schnelleren und flexibleren Service bieten als Großfirmen, die
bundesweit oder international tätig sind.
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Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass bei einer wirtschaftsgeographischen Analyse der Internet
Dienstleister, speziell bei ISPs und Support-Unternehmen, deren Größe, Kundeneinzugsgebiet und
Verbreitung im Bundesgebiet untersucht werden kann. Letztendlich können Schlussfolgerungen darüber
gezogen werden, welche Wettbewerbsvor- und Nachteile sich für regionale und bundesweite Anbieter ergeben
und ob sich diese in der Herausbildung räumlicher Verbreitungsmuster niederschlagen.
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Die Schwerpunkte dieser Übersicht haben gezeigt, dass das Internet in seiner Funktion als
Kommunikationsmittel vor allem in Bezug auf den Zustand der Infrastruktur für Standortfragen relevant
wird. Dienstleistungen, die mit dem Internet in Zusammenhang stehen, können in ortsgebundene und
ortsunabhängige unterschieden werden, wobei für erstere primäre Standortvorteile, wie die Nähe zum
Kundenkreis von Bedeutung sind, für letztere sekundäre Standortfaktoren, wie zum Beispiel ein qualitativ
hochwertiges Wohnumfeld eine Rolle spielen. Eine Auslagerung von Betrieben in periphere Gebiete scheint
dabei eher durch eine allgemein gestiegene Mobilität hervorgerufen zu werden, als durch den Einsatz des
Internet, da der Anteil traditioneller Medien wie Telefon, Fax oder die herkömmliche Briefpost
noch immer recht hoch ist. Keine Ausnahme bilden dabei Unternehmen, die das Internet zum Online-Vertrieb
nutzen, da sie auf die gut ausgebaute Internet-Infrastruktur der Städte angewiesen sind. Es scheint so,
als würde sich zumindest kurzfristig am Verhältnis der wirtschaftlichen Kraft von Stadt und Land durch
das Internet nichts ändern.
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Bei der Frage, welchen Einfluss das Internet auf die Beschäftigungsstruktur ausübt, klaffen, wie in der
Standortanalyse, Erwartungen und tatsächliche Verhältnisse weit auseinander. Die Prognosen
reichen von überschwenglich positiv, bis hin zu desaströsen Szenarien. Im Folgenden sollen die
wichtigsten Entwicklungen herausgegriffen und ihre Vor- und Nachteile erörtert werden.
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Von der Entwicklung des Internet völlig unabhängig werden seit den 1980er Jahren Stimmen laut, die in
den Industrienationen ein Ende der klassischen Arbeitsgesellschaft sehen. Das politische Ziel der
Vollbeschäftigung rückt in immer weitere Ferne, der Job auf Lebenszeit wird zunehmend abgelöst von einer
diskontinuierlichen Arbeitsbiographie. Der Beruf verliert für den Einzelnen seither als
Identifikationsmerkmal an Bedeutung.
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Die zunehmende Verbreitung des Internet scheint diese allgemeine Entwicklung zu verstärken: Die
Möglichkeit des sogenannten Outsourcing, also die Verlagerung von Betriebsabläufen ins Ausland, hat
durch das Internet neue Züge gewonnen. Ging es früher vor allem darum, arbeitsintensive Abschnitte der
Produktion in Niedriglohnländer zu verlagern, konnten Firmen in Asien in neuerer Zeit durch ein
wachsendes Potenzial an gut ausgebildeten Fachkräften auch Bereiche der Produktentwicklung übernehmen.
Damit entwickeln sie sich vor allem in der Branche der Informationstechnologie und Softwareherstellung
zu einem gleichwertigen Partner für die Industrienationen. Da gleichrangige Entwicklungsstätten
nun rund um den Globus verteilt sind, ist eine 24-Stunden-Produktion möglich. Das bedeutet, in Asien,
Europa und Nordamerika wird zeitversetzt in 8-Stunden Schichten an ein und demselben Projekt gearbeitet.
Das Internet stellt dabei eine grundlegende Kommunikations-Einrichtung für diese weltweit verteilten
Standorte dar. Bisher ist noch nicht erwiesen, dass diese Form der Zusammenarbeit auch in größerem
Ausmaß in früheren Stadien der Softwareentwicklung, bei denen ein hohes Maß an direktem Austausch
zwischen den Beteiligten erforderlich ist, genutzt werden kann. Wie im vergangenen Kapitel deutlich
wurde, basiert die geschäftliche Zusammenarbeit im nationalen Maßstab zu einem Großteil auf direktem
persönlichem Austausch. Denkbar ist, dass eine räumlich und zeitlich versetzte Bearbeitung zu einem
fortgeschrittenen Zeitpunkt der Entwicklung effizient sein kann, nachdem sowohl die Phase der
Problemanalyse, als auch das eigentliche Softwaredesign abgeschlossen ist und eine strukturierte Lösung
vorliegt. Die reinen Programmierarbeiten können im Anschluss daran in der beschriebenen Weise an
unabhängig voneinander arbeitende Angestellte verteilt werden. In diesem Fall dürfte eine direkte
Kommunikation zwischen den Mitarbeitern eher selten nötig sein und die Möglichkeiten des Internet für
den Austausch ausreichen. Das Internet kann als Medium für die Verständigung im Beruf bei konkreten
Fragen demnach durchaus nützlich sein, wenn es dagegen um die Ausarbeitung neuer Projekte geht, bei
denen ein Dialog der Beteiligten essentiell ist, scheint die Anwendbarkeit eher beschränkt zu sein.
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Grundsätzlich stellt sich bei einer Verbindung von Beruf und Internet die Frage, in welchen Bereichen
eine Tätigkeit unabhängig von einer Präsenz in der Firma ausgeübt werden kann. Im vergangenen Abschnitt
wurde die Möglichkeit erörtert, ganze Produktionszweige an ausländische Standorte zu verlagern, für den
Einzelnen kann dies jedoch auch bedeuten, dass man der Arbeit nicht mehr länger in der Firma nachgeht,
sondern die Tätigkeit von zu Hause ausübt. Früher wurde diese Art der Beschäftigung als Heimarbeit
bezeichnet und bot vor allem Hausfrauen die Möglichkeit, Geld zu verdienen. Heute hat sich die
Bezeichnung Telearbeit etabliert, eine Berufsform, die nicht mehr auf eine spezifische Gruppe
beschränkt ist. Die Gründe, den Arbeitsplatz nach Hause zu verlagern, sind vielfältig. In einer Zeit, in
der häufig beide Elternteile berufstätig sind oder in Haushalten nur ein Elternteil vorhanden ist,
ermöglicht diese Art der Beschäftigung, Arbeit und familiäre Aufgaben zu koordinieren, denn Telejobs
zeichnen sich durch eine flexible Zeiteinteilung aus, die es zulässt, das Arbeitspensum dann
zu verrichten, wenn keine anderen Tätigkeiten anstehen. Damit bietet sich auch die Möglichkeit, trotz
Erziehungszeiten die bisherige Arbeit nicht völlig aufgeben zu müssen, so dass der spätere
Wiedereinstieg in das Berufsleben leichter vollzogen werden kann.
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Das Internet stellt das Bindeglied zwischen Telearbeitern und dem Unternehmen dar. Die vielfältigen
Internetdienste erlauben es, die für die Arbeit relevanten Daten zu empfangen und zu verschicken,
kurzfristig Rücksprache zu halten oder in sonstigen Kontakt mit dem Unternehmen zu treten. Im
Vergleich zu einem Kontakt via Telefon muss bei der zeitversetzten Kommunikation über das Internet, wie
zum Beispiel beim E-Mail-Verkehr, nicht ständig eine Person in der Firma präsent sein, um die Anfragen
entgegenzunehmen. Für Betriebe bedeuten Telearbeitsplätze durch den Wegfall von Aufwendungen für die
Ausstattung von Arbeitsplätzen und die Verringerrung der Ausgaben für sonstige betriebliche Einrichtungen
Kosteneinsparungen.
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In ökologischer Sichtweise fördern Telearbeitsplätze durch die Wiedervereinigung von Wohnort und
Arbeitsplatz und die dadurch wegfallende Fahrt zum Arbeitsplatz die Senkung von umweltschädlichen
Emissionen. Psychologen sehen einen Vorteil darin, dass Familien trotz Berufstätigkeit wieder stärker
zusammengeführt werden, was zu einer Stabilisierung der Sozialstruktur beitragen soll. Bei allen
potenziellen Vorteilen der Telearbeit dürfen die negativen Folgen aber nicht unerwähnt bleiben.
Zum einen bietet die Telearbeit keinen Ersatz für die sozialen Kontakte am Arbeitsplatz, was in einer
Gesellschaft, die zunehmend von Individualisierung und Anonymität geprägt ist, zu einer weiteren
Auflösung zwischenmenschlicher Bindungen führen kann. Außerdem besteht die Gefahr, dass Telearbeiter zu
Angestellten zweiter Klasse werden, da sie wenig von den innerbetrieblichen Prozessen mitbekommen.
Aufstiegschancen werden dadurch verringert, dass die Leistungen sichtbarer Kollegen, die in der
Firma vor Ort arbeiten, von den Entscheidungsträgern eher wahrgenommen und in einen persönlichen Bezug
zu der jeweiligen Person gesetzt werden.
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Auch die Situation zu Hause muss durch diese Form der Beschäftigung nicht nur positiv beeinflusst
werden, denn Telearbeitsplätze erfordern vom Einzelnen ein hohes Maß an Disziplin. Allein die Tatsache,
dass die Arbeitszeit selbst eingeteilt werden muss, bereitet manchmal Schwierigkeiten. Hinzu kommt, dass
es in den eigenen vier Wänden viel mehr Faktoren gibt, die von der Arbeit ablenken können, als es in
einem Firmenbüro der Fall ist. Die Einheit von Wohn- und Arbeitsstätte kann auch dazu führen, dass die
mentale Trennung der beiden Bereiche nicht mehr vollzogen wird, das Berufsleben die Privatsphäre völlig
vereinnahmt und es so zur Überarbeitung kommt. Letztendlich birgt es auch ein gewisses
Konfliktpotenzial, wenn Familien gezwungen sind, einen Großteil des Tages gemeinsam zu verbringen.
Bedenkt man, dass das Phänomen des Lagerkollers im familiären Rahmen oft bereits während eines
einwöchigen gemeinsamen Urlaubs auftritt, scheint die temporäre Trennung der Familie im Alltag genauso
gut zur Stabilisierung des Zusammenlebens dienen zu können.
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Für die kulturgeographische Forschung ist das Phänomen der Telearbeit sowohl aus der Sicht der
Unternehmen, als auch aus der der Angestellten interessant. Es kann untersucht werden, welche der
genannten Vor- und Nachteile in der Realität zu Entscheidungen für oder gegen diese Beschäftigungsform
führen. Bei Personen, die bereits in einem derartigen Arbeitsverhältnis stehen, kann eine Untersuchung
des Mobilitätsverhaltens zur Prüfung der These verwendet werden, ob diese Beschäftigungsform aufgrund
der wegfallenden Anfahrtswege tatsächlich weniger Emissionen verursacht. Vorstellbar ist im Gegenteil
nämlich auch, dass diese Größe kaum beeinflusst wird, da bisherige Tätigkeiten, die auf dem Weg zur
Arbeit erledigt werden konnten, jetzt gezielt angesteuert werden müssen. Interessant ist auch, ob
Telearbeiter das Internet ausschließlich für die Arbeit nutzen, oder ob dieser Personenkreis verstärkt
weitere Dienstleistungen, wie zum Beispiel das Online-Banking oder Online-Shopping nutzt. Dies könnte als
Zeichen für ein wachsendes Bedürfnis nach räumlicher und zeitlicher Unabhängigkeit dieser Gruppe
gewertet werden.
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Der Einfluss des Internet auf die Beschäftigungsstruktur wird jedoch nicht nur mit der Schaffung neuer
Arten von Arbeitsplätzen in Verbindung gebracht, sondern kommt im Gegenteil zunehmend in Verruf,
Arbeitsplätze zu vernichten. Vor allem Banken und andere Finanzdienstleister scheinen anfällig für die
Konkurrenz des Internet zu sein. Nach Schätzungen der Wirtschaftszeitschrift Capital werden
aufgrund der Vernetzung von Unternehmen bis zum Jahr 2001 in Deutschland mehr als 100.000 Arbeitsplätze
verloren gehen (BAUMGäRTEL, 1999). Noch dramatischer klingen die Zahlen einer Studie aus dem Jahr 1996:
Rationalisierungen, bedingt durch den Einsatz neuer Technologien und Medien, sollen bis zum Jahr 2000
760.000 Arbeitsplätze vernichten. Gleichzeitig soll jedoch ab dem Jahr 2000 dieser Rückgang durch die
Schaffung neuer Stellen in den sogenannten Wachstumsbranchen ausgeglichen werden, bis 2010 darüber
hinaus sogar 210.000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden (LITTLE, 1996). Momentan scheint der
Rückgang der Beschäftigtenzahlen zumindest im Bankgewerbe eher auf diverse Fusionen zurückzuführen zu
sein, als auf den Einsatz neuer Technologien.
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Nicht zu unterschätzen ist die positive Wirkung auf den Arbeitsmarkt durch die Schaffung neuer Stellen
in den Betrieben der neuen Technologien. Die in diesen Bereichen geschaffenen Arbeitsplätze stellen
allerdings vergleichsweise hohe Anforderungen an die Qualifikation der Beschäftigten. Die
Wahrscheinlichkeit ist eher gering, dass die Personen, deren Stellen wegrationalisiert wurden, für diese
Tätigkeiten in Frage kommen. In der Folge werden überdurchschnittlich viele Arbeitsplätze in den
niederen und mittleren Einkommensgruppen wegfallen. Diese Prognose wird gestützt von Beobachtungen des
Arbeitsmarktes in den USA, wo dieser Trend bereits erkennbar ist.
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Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Internet als wirtschaftlicher Faktor auf zwei grundsätzlich
unterschiedliche Weisen wirken kann: zum einen als Teil der neuen Technologiebranche, zum anderen in
seiner Funktion als Kommunikationsmedium. Momentan lassen sich räumliche Veränderungen vor allem
aufgrund des ersten Punktes feststellen. Natürlich bedingt die Nutzung des Internet als
Kommunikationsmittel die Entstehung der spezifischen Branchen, dennoch treten die direkten räumlichen
Auswirkungen unter dem Aspekt der Kommunikation noch nicht derart deutlich zu Tage, wie es die Prognosen
für die Zukunft erwarten lassen. Obwohl das Potenzial für eine Steigerung der Online-Aktivitäten
vorhanden ist, werden Banken und Einkaufszentren noch geraume Zeit zum alltäglichen Bild gehören,
genauso, wie auch die Unterschiede zwischen ländlichem Raum und der Stadt in Zukunft nicht verschwinden
werden.
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Im ursprünglichen Sinne dienen nationale Grenzen zur Absteckung politischer Machtbereiche. Das Internet
scheint sich über sie hinweg zu setzen und schafft Einflusssphären, die sich nicht nach traditionellen
territorialen Einheiten richten. Vergleichbar der Diskussion um die Umweltverschmutzung heißt es auch in
Bezug auf die Auswirkungen des Internet, dass sie an nationalen Grenzen nicht Halt machen. Wenn
nationale Grenzen aber ihre Funktionalität verlieren, kann sich auch die politische Macht nicht mehr auf
eine räumliche Einheit berufen und verliert damit den Einfluss auf Personen, die sich in diesem
politisch nicht mehr definierten Raum befinden. Diese Vorstellung verleitet viele Kritiker zu
der Annahme, dass das Internet tatsächlich zu einem anarchistischen Territorium wird, in dem allein das
Gesetz des Stärkeren regiert und das zu einem Refugium für Kriminelle wird.
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Derart drastisch sieht es in der Realität natürlich nicht aus. Und doch hat man den Eindruck, dass
Politiker und Medien in einem Wettstreit stehen, wer sich die schwärzeste Zukunftsvision über die
Folgen der Internetnutzung ausmalen kann. Die aktuelle Diskussion um Gründe und Auswirkungen des I LOVE
YOU-Virus hat gezeigt, dass diese beiden Gruppen aufgrund mangelnder Kenntnisse der Materie in der
Lage sind, eine wahre Massenhysterie auszulösen. CSU-Politiker in Deutschland stellen plötzlich
Forderungen, die sozialistisch anmutende Züge tragen: Die Offenlegung aller Software-Quellcodes zur
Bekämpfung der Viren-Gefahr (Aktuelle Stunde im Bundestag, 102. Sitzung, 11.5.2000. Protokoll im Internet
unter http://www.bundestag.de/pp/pp.htm). Software-Hersteller werden von diesem Vorschlag sicherlich
begeistert sein, denn wenn sie ihre Quellcodes herausgeben, ist damit Tür und Tor geöffnet für
Programm-Kopien und Plagiate. Weitere Stimmen fordern, die Dominanz von Microsoft Produkten zu beenden
und auf die guten Betriebssysteme, wie Linux oder OS/2 umzusteigen, weil diese gegen Viren besser
geschützt seien. Vergessen wird im Eifer des Gefechts, dass es zumindest im Fall des I LOVE YOU-Virus
einen vergleichsweise einfachen Schutz vor dem Befall gab: Dateianhänge in E-Mails von unbekannten
Absendern sollten grundsätzlich nie geöffnet werden. Aus diesen Vorfällen sollte die Konsequenz gezogen
werden, in Zukunft nicht mehr derart leichtsinnig mit elektronischer Post umzugehen. Denn das einzig
wirklich besorgniserregende an diesem Vorfall ist die Tatsache, dass Angestellte in Firmen und
öffentlichen Behörden in diesem Ausmaß eine E-Mail, die ganz offensichtlich keinen berufsbezogenen
Inhalt besaß, völlig sorglos geöffnet haben. Anscheinend fanden es die Betroffenen nicht besonders
abwegig, einen Liebesbrief von Unbekannt an die geschäftliche E-Mail Adresse geschickt zu bekommen,
dessen Inhalt man erst durch das Öffnen eines Dateianhangs lesen konnte. Genauso wenig scheinen sich die
Verantwortlichen in den betroffenen Firmen und Einrichtungen darüber im Klaren zu sein, was es bedeutet,
wenn sie von Millionenverlusten durch den Virus sprechen, denn dies ist als Eingeständnis zu werten,
dass das Internet am Arbeitsplatz unter Umständen in großem Umfang für berufsfremde Zwecke genutzt
wird. Schon die Verbreitung des Moorhuhn-Spiels hat gezeigt, dass diese Art der Nutzung enorme
Ausmaße angenommen hat: Nachden das Spiel aus dem Internet heruntergeladen oder per E-Mail verschickt
worden war, verbrachten Angestellte laut einer Studie zwischen 20 Minuten und zwei Stunden täglich
spielend am Arbeitsplatz (OBERHUBER, 2000). Die Hauptgefahr des Internet besteht also nicht in der
Verbreitung von Viren, sondern im unverantwortlichen Umgang vieler Nutzer mit den ihnen zur Verfügung
stehenden technischen Möglichkeiten.
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Die Art, mit der die Regierungen in der ganzen Welt derzeit versuchen, der Viren-Gefahr Herr zu werden,
zeigt, dass die klassischen politischen Lösungsstrategien in diesem Fall nicht funktionieren. Ebenso wie
sich das Weltwirtschaftssystem zunehmend der nationalstaatlichen Regulierung entzieht, kann auch das
Internet mit staatlichen Maßnahmen kaum kontrolliert werden. Und während Politiker noch immer nach
rechtlichen Möglichkeiten zur Eindämmung von Computerviren suchen, verkennen sie, dass derartige
Probleme auf einer anderen Ebene gelöst werden müssen. So gibt es im speziellen Fall der Viren ein
weitaus einfacheres und wirksameres Mittel als staatliche Intervention: Aufklärung der Benutzer. Genauso
wie auf jeder Zigarettenpackung der Hinweis Rauchen gefährdet die Gesundheit steht, können die
Regierungen durch Aufklärungskampagnen dazu beitragen, dass die Sensibilität der Benutzer in Bezug auf
Viren steigt.
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Natürlich gibt es Bereiche, in denen es mit einfachen Appellen nicht getan ist. Die Verbreitung von
Kinderpornographie über das Internet ist zum Beispiel ein sehr schwerwiegendes Delikt, das
strafrechtlich verfolgt werden muss. In vielen Fällen fehlen den Behörden jedoch ausreichende
Kenntnisse, die technische Ausstattung und auch Handlungsbefugnisse, um die Täter im Internet dingfest
zu machen. Anbieter von pornographischem Material stehen außerdem in dem Ruf, über besonders ausgereifte
technische Verfahren zu verfügen, um ihre Produkte im Internet zu verbreiten, ohne dabei Spuren zu
hinterlassen, die sie überführen könnten. In diesen Fällen wird es nur durch internationale Kooperation
und den Einsatz hochspezialisierter Fachkräfte gelingen, derartige Verbrechen zu verfolgen.
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Sollte jetzt der Eindruck entstanden sein, dass das Internet ausschließlich von verbrecherischen
Tätigkeiten dominiert ist, so lässt sich dies darauf zurückführen, dass der Staat sich bisher vorwiegend
in den Fällen zu Wort gemeldet hat, in denen es zu Verstößen gegen bestehendes Recht gekommen ist.
Es gibt jedoch auch von staatlicher Seite Bestrebungen, die friedliche Nutzung des Internet zu
fördern. Versuche, wie die Schaffung international einheitlicher Bestimmungen zur Regelung des
elektronischen Handels, scheitern jedoch oft an einem fehlenden Koordinationsinstrument auf der
internationalen Ebene.
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Dem Nationalstaat bleiben scheinbar nur wenig Möglichkeiten, um das Internet rein inhaltlich zu
kontrollieren. Selbst in China, wo von der Regierung große Anstrengungen unternommen werden, der
Bevölkerung Nachrichten aus dem Ausland vorzuenthalten, finden die Anwender Möglichkeiten, die Zensur im
Internet zu umgehen (REUTERS, 2000). Die Bereiche, in denen der Staat in positiver Hinsicht aktiv werden
kann, betreffen nicht die Inhalte, sondern die Zugangsmöglichkeiten der Bevölkerung zum Internet.
Hier kann der Staat dazu beitragen, dass es nicht zu der bereits beschriebenen Spaltung der Gesellschaft
in information-haves und information have-nots kommt. Vor allem in Schulen muss damit
begonnen werden, die Kinder mit dem Medium vertraut zu machen. Auch die Bereitstellung öffentlicher
Zugangsterminals kann dazu beitragen, dass die Internet-Nutzung nicht zu einem Privileg höherer
Einkommensschichten wird.
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Insgesamt werden die Einflussmöglichkeiten des Staates auf die weitere Entwicklung der Internetnutzung
vermutlich eher von geringer Bedeutung sein. Vielmehr ist zu erwarten, dass sich die Strukturen durch
das Wechselspiel von Angebot und Nachfrage regeln werden. Anders als beim Weltwirtschaftssystem, dem
eine ähnliche Abkoppelung von der Politik bescheinigt wird, ist das Internet jedoch nicht nur durch
geschäftliche Interessen gesteuert, sondern wird auch für private Anwendungen genutzt. Dies lässt
hoffen, dass das Internet trotz der weitgehend fehlenden politischen Kontrolle nicht zu einer reinen
Domäne der internationalen Finanzwelt und gerissener Verbrecher wird, sondern dass sich neben dem
E-Business auch weiterhin für Privatpersonen die Welt durch den Datenaustausch ein Stück weiter
öffnet.
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Wenn die eben aufgestellte Prognose stimmt und der Nationalstaat in Zukunft tatsächlich keinen Einfluss
mehr auf die Inhalte des Internet ausüben kann, so klingt das aus Sicht der Industrienationen zunächst
einmal bedrohlich. In anderen Ländern der Erde kann diese Unabhängigkeit dagegen ebensogut eine Chance
bedeuten. Genau dort nämlich, wo der Staat nicht seine schützende Hand über die Bürger hält, sondern wo
durch autoritäre oder totalitäre Strukturen die potenzielle Entwicklung der Bevölkerung unterdrückt
wird. Nach wie vor sind defizitäre demokratische Strukturen ein Hauptgrund dafür, warum manche Länder in
ihrer Entwicklung nicht vorankommen und die Bevölkerung in Extremfällen in ihrer Existenz bedroht ist.
Der aktuelle Grenzkonflikt zwischen Äthiopien und Eritrea zeigt, dass die politischen Verantwortlichen
trotz der akuten Hungersnot nicht dazu bereit sind, politische Interessen zurückzustellen und die
anhaltenden Kämpfe zu beenden, um Hilfsmaßnahmen für die Bevölkerung zu ermöglichen. Afrika südlich der
Sahara bildet in dieser Hinsicht einen Extremfall, denn in kaum einem anderen Gebiet der Erde ist der
innere politische Zusammenhalt der einzelnen Staaten derart geschwächt. Dieser Zustand löst eine Reihe
weiterer Umstände aus, denn wo es keine regulierenden politischen Strukturen gibt, kann auch kein
allgemeines Recht herrschen. Das Ergebnis ist, dass Gewalt zum Hauptmittel wird, um Interessen und
Machtansprüche durchzusetzen. Der Westen verharrt angesichts dieses Zerfalls wie gelähmt, denn
seitdem die Vereinten Nationen bei ihren Friedensmissionen in Somalia und anderen afrikanischen
Krisengebieten herbe Niederlagen erleben mussten, schwindet die Bereitschaft zum Eingreifen (GRILL,
2000). Doch wie kann diese immer weitere Kreise ziehende Gewalt eingedämmt werden? Anscheinend nicht
durch Maßnahmen von außen, sondern durch eine Stabilisierung der staatlichen Strukturen von innen.
Demokratisierungsstrategien können natürlich nicht in akuten Krisen angewandt werden, sondern
müssen in einem Stadium einsetzen, in dem die Gewalt noch nicht eskaliert ist.
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Das Internet kann in Ländern, die im westlichen Sinn defizitäre staatliche Strukturen besitzen, als
Mittel zur Demokratisierung nur eine Ergänzung zu anderen Maßnahmen bilden und sicherlich nicht auf
der Ebene der direkten Armutsbekämpfung eingesetzt werden. Hierzu ist die Verbreitung der
Zugangsmöglichkeiten zu gering. Da sich in den betroffenen Ländern die Mehrzahl der ISPs in den
Hauptstädten und in einer eher geringen Zahl weiterer größerer Städte befindet, liegt die Funktion des
Internet darin, den Austausch der bereits aktiven Kräfte im Demokratisierungsprozess zu fördern und
eine Quelle für Informationen darzustellen. Eine Studie der Vereinten Nationen ergab, dass das
Internet in Afrika hauptsächlich von Nichtregierungsorganisationen (NROs), Privatfirmen und
Universitäten genutzt wird (JENSEN, 1999). Allen drei genannten Gruppen kann in der Regel ein
Interesse an der Demokratisierung politischer Strukturen bescheinigt werden: den NROs als
Grundüberzeugung, den Firmen zumindest so lange sie in legalen Bereichen tätig sind und den
Universitäten, weil diese prinzipiell als Keimzellen für politische Gegenbewegungen gelten. Der Arbeit
der NROs und der Universitäten kommen vor allem die Kontakte ins Ausland zugute, die durch das
Internet möglich sind. Natürlich bietet sich ersteren auch die Möglichkeit, die an den Projekten
beteiligten Organisationen und Geldgeber auf dem aktuellen Stand ihrer Tätigkeit zu halten, was für den
Fortbestand der Förderung elementar sein kann. Zeitungen und Radiosender, die vom Regime unabhängig
sind, können das Medium nutzen, um Nachrichten aus aller Welt zu beziehen, die nicht der Zensur des
Staates unterliegen. Daneben gibt es viele Webseiten von Staatsangehörigen, die im Ausland leben
und von dort aus auf die Missstände im eigenen Land aufmerksam machen. Unter dem Titel Human
Suffering Gets a Witness (CHAUDRY, 2000) wird die Menschenrechtsorganisation Witness
(http://www.oddcast.com/witness/) vorgestellt, die die
Möglichkeit der Veröffentlichung von Videos und Bildmaterial im Internet nutzt, um auf
Menschenrechtsverstöße aufmerksam zu machen. Gleichzeitig werden die Menschen vor Ort mit den
notwendigen technischen Geräten ausgestattet und in deren Anwendung geschult. Ein Teil des
Bildmaterials konnte in Prozessen gegen Menschenrechtsverstöße in Ruanda und dem ehemaligen
Jugoslawien als Beweismittel genutzt werden. Witness versucht seit neuestem der betroffenen
Bevölkerung durch die Nutzung des Internet die Möglichkeit zu geben, ihr Bildmaterial selbst zu
bearbeiten und zu veröffentlichen.
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Alle bisher genannten positiven Effekte dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Internet
in Afrika nur einem sehr eingeschränkten Personenkreis zugänglich ist, von denen 85-90 % allein aus
Südafrika stammen (GOERGEN, 1999, S. 38).
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In Staaten außerhalb Afrikas, wie zum Beispiel in China, Vietnam oder Indonesien wird von staatlicher
Seite versucht, das Internet zu zensieren, um zu verhindern, dass die Autorität des herrschenden
Regimes in Frage gestellt wird. Die Erfolge dabei sind allerdings nur gering. Nach dem Motto Wo ein
Wille ist, ist auch ein Weg steigern sich die Fähigkeiten der Internetnutzer in diesen
Ländern, Zensurvorrichtungen zu umgehen, mit jedem neuen staatlichen Versuch der Nutzungsbeschränkung.
Wie bereits mehrfach erwähnt wurde, ist der Staat den Privatanwendern in dieser Hinsicht immer ein
Stück hinterher. In diesem Fall zum Vorteil der Betroffenen.
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Magisterarbeit SS 2000, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i.Br., Geographie,
© Inga Heinze 2000