Magisterarbeit:
 Wechselbeziehung zwischen Kulturgeographie und Internet
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Kapitel 5
Das Internet und klassische Themenbereiche der Kulturgeographie


Das vorherige Kapitel hat gezeigt, dass die Verortung der Infrastruktur des Internet im physischen Raum zur Grundlage für weiterführende kulturgeographische Analysen werden kann. Für die Disziplin ist interessant, welche Auswirkungen die Informationstechnologien auf individuelle und gesellschaftliche Prozesse bzw. Phänome haben, genauer gesagt, inwiefern sie deren bisherige räumliche Bezüge und Muster verändern. Die Bereiche der kulturgeographischen Forschung, die potenziell einer Beeinflussung durch das Internet ausgesetzt sind, sollen durch eine Definition der Teildisziplin ermittelt werden. Dierckes Wörterbuch der Allgemeinen Geographie formuliert deren Inhalte wie folgt:
Die Kulturgeographie neuerer Art stellt Systemzusammenhänge zwischen Gesellschaft, Technik, Wirtschaft und Politik im Raum dar und versucht Gesetzlichkeiten allgemeiner Systemzusammenhänge und deren regionale Gültigkeit zu erkennen.
(DIERCKE, 1995, S. 332)

Die Einflüsse des Internet auf gesellschaftliche Prozesse und auf technologische Fragen wurden in Ansätzen bereits dargestellt. Im Folgenden werden aus den verbleibenden Bereichen die speziell räumlichen Komponenten dieser Entwicklung herausgegriffen und in ihrer globalen Ausprägung betrachtet. An erster Stelle wird die Frage nach den Zugangsmöglichkeiten zum Internet stehen, da selbige die Grundlage für eine aktive Teilnahme an den Prozessen der Informatisierung bedeuten. Dabei wird sowohl die momentane Verbreitung in lokaler und globaler Hinsicht, als auch die Potenziale einer zukünftigen Ausdehnung erörtert. Zweiter Themenbereich wird der Einfluss des Internet auf Themengebiete der klassischen Wirtschaftsgeographie sein, angefangen bei der Funktion des Internet als Standortfaktor, bis hin zur Wiedervereinigung von Arbeitsplatz und Wohnort durch Teleworking. Im dritten Komplex wird die Frage nach den politischen Auswirkungen gestellt werden.
Da zu allen genannten Themen momentan noch nicht allzuviel Material, vor allem aber wenige empirische Studien vorliegen, stellt das folgende Kapitel weniger einen Forschungsüberblick dar, sondern dient vielmehr als Anregung für zukünftige Forschungen. In diese Analyse werden sowohl persönliche Erfahrungswerte, als auch eigene Einschätzungen der zukünftigen Entwicklungen miteinfließen. Deswegen soll noch einmal betont werden, dass der Zweck dieser Übersicht darin besteht, die zukünftig vom Internet beeinflussten Themenbereiche darzustellen und die Strukturen, die sich dabei herausbilden, aufzuzeigen. Zunächst soll also der Frage nachgegangen werden, wie sich die Internetnutzer demographisch zusammensetzen und welche Faktoren darüber entscheiden, ob jemand einen Internetzugang besitzt oder nicht.

Demographie der Internetnutzer und Zugangsdisparitäten

Die Frage nach der Demographie der Internetnutzer und damit verbunden die Ermittlung derer, die über keinen Internet Zugang verfügen, bereitet unter anderem aufgrund der großen Zahl der Beteiligten und deren weltweiter Verbreitung Schwierigkeiten. Da sich die Gruppe der Internetnutzer nicht aufgrund von räumlichen Einheiten im Sinn von Nationalstaaten, Städten oder Stadtteilen eingrenzen lässt und es keine zentrale Registrierungsstelle gibt, basieren Erhebungen über die Gesamtmenge der Internetnutzer und deren Demographie zu einem großen Teil auf Schätzungen. Leider ist das Medium selbst nicht dafür geeignet, um repräsentative Umfragen durchzuführen, die das Verhalten oder die Meinung der gesamten Bevölkerung widerspiegeln - die Gruppe der Internetnutzer rekrutiert sich im Moment noch aus einem eingeschränkten Spektrum der Gesamtbevölkerung, von dem im Folgenden noch die Rede sein wird.
Aus dieser Problematik ergibt sich bereits der erste Untersuchungsbereich dieses Kapitels. Er beschäftigt sich damit, die Gesamtzahl der Internetnutzer zu ermitteln. Daran anschließend wird sich die Frage stellen, welches durchschnittliche Profil sich für die Benutzer ergibt (Alter, Geschlecht, Nationalität, usw.). Dieser Ansatz wiederum führt weiter zu dem Aspekt der Zugangsdisparitäten, die sowohl auf internationaler, als auch auf nationaler Ebene betrachtet werden. Die nationalen Zugangsdisparitäten werden speziell auf ihre räumliche Ausprägung hin untersucht, das bedeutet, es wird untersucht, ob es Gebiete gibt, in denen ein besonders hoher oder ein auffällig geringer Anteil von Internetnutzern zu finden ist. In Zusammenhang damit werden staatliche und private Fördermaßnahmen vorgestellt, die zu sozial ausgewogenen Zugangsmöglichkeiten führen sollen. Schlussendlich wird die Bedeutung des Faktors Sprache für die Frage der Zugangsdisparitäten erörtert. Zunächst jedoch zu der grundlegenden Aufgabe, Zahlen und Fakten über die Internetbevölkerung  zu sammeln.
Bisherige statistische Untersuchungen über die Gesamtzahl der Internetanwender basierten auf Umfragen bei den Netzbetreibern, um die durchschnittlichen Benutzerzahlen pro Hostrechner zu ermitteln und damit auf die tatsächliche Gesamtzahl zu schließen. Die Nachteile dieser Vorgehensweise liegen in der grundsätzlichen Ungenauigkeit des Ergebnisses und in der langen Auswertungsdauer aufgrund der großen Datenmenge. Dies führt dazu, dass Ergebnisse derartiger Studien bei deren Veröffentlichung bereits überholt sind. Hinzu kommt, dass die Zahl der Nutzer pro Hostrechner nicht als Konstante angesehen werden darf, da sie von der Art der Internetnutzung und der Form des Zugangs (zum Beispiel eigener PC, Firmenzugang, Internet-Café) abhängt. Genau diese Faktoren verändern sich aber ebenso rasch, wie die Gesamtzahl der Nutzer, so dass derartige Studien selbst für die Ermittlung allgemeiner Trends nur sehr bedingt aussagekräftig sind (DÖRING, 1999).
Wesentlich schneller und genauer kann die Zahl der Host-Rechner selbst ermittelt werden. Eine Gemeinschaftsstudie des bereits erwähnten Matrix Information and Directory Services, Inc (MIDS) und des Center for Next Generation Internet (NGI) ermittelte im Januar 2000 die Zahl von 72.398.092 Host-Rechnern. Da das Verfahren weitgehend automatisiert ist, dauert eine Vollerhebung ungefähr zwei Wochen (INTERNET SOFTWARE CONSORTIUM, 2000). Nimmt man nun Schätzungen über die Gesamtzahl der Internetnutzer hinzu, die in einem Bereich zwischen 288.000.000 (GLOBAL REACH, 2000) und 374.000.000 (CYBERATLAS, 2000) liegen, ergibt sich eine durchschnittliche Zahl von 4-5 Benutzern pro Hostrechner. Vor wenigen Jahren wurden als Faustregel noch 3-3,5 Nutzer gerechnet. Dieses Beispiel unterstreicht noch einmal die bedingte Aussagekraft solcher Studien, die eine Materie zu fassen suchen, die sich in einem ständigen Wandel befindet. Momentan gibt es allerdings keine alternativen Erhebungsmöglichkeiten, so dass die vorhandenen Mittel ausreichen müssen.
Für die MIDS/NGI-Studie wurde als Referenz das Domain Name System verwendet, wodurch eine Aufschlüsselung der Hostrechner nach den Top-Level Domains (TLD) möglich war. Da es neben länderbezogenen TLDs auch noch sogenannte generic TLDs  (wie zum Beispiel .com, .edu, .net) gibt, konnte die Studie allein nicht dazu verwendet werden, die Anzahl der Hostrechner pro Land zu ermitteln. MIDS ist momentan jedoch damit beschäftigt, die länderunabhängigen Domains ihrem Ursprungsort zuzuordnen. Bisher ist diese Arbeit noch nicht abgeschlossen, so dass das Ergebnis hier nicht präsentiert werden kann. Bisherigen Schätzungen zufolge, stehen die USA, was die Zahl der Internetnutzer angeht, an erster Stelle, mit einem ungefähren Anteil von 36 % an der Gesamtzahl, gefolgt von Japan mit 7 %, Deutschland 5 %, Großbritannien 4,7 % und China mit 4,2 % (CYBERATLAS, 2000). In ähnlichen Dimensionen dürfte sich auch die Verteilung der Hostrechner bewegen.
Bei der Zuordnung der TLDs zu Staaten muss berücksichtigt werden, dass sich ein Hostrechner mit einer länderbezogenen TLD nicht notwendigerweise in diesem Land befinden muss. Dies wird deutlich, wenn man die Staaten herausgreift, in denen nach dem bisherigen Stand der MIDS/NGI-Studie noch keine Hostrechner vorhanden sind: Laos, Ost-Timor, Sudan, Äquatorial Guinea, Liberia, Surinam und einige kleinere Inselgruppen im Pazifischen und Indischen Ozean. Eine zweite, davon unabhängige Studie kommt zu dem Ergebnis, dass außer Eritrea alle Staaten Afrikas über einen Internetzugang verfügen (JENSEN, 2000). Diese Aussage führt zu dem Schluss, dass der Sudan, Äquatorial Guinea und Liberia über Hostrechner verfügen müssen, die keine länderbezogenen TLDs besitzen. Tatsächlich lautet zum Beispiel die Adresse des (einzigen) ISP in Liberia http://www.liberia.net, wobei dieser Hostrechner momentan nicht aktiv ist. Im Sudan gibt es ebenfalls nur einen ISP mit der Adresse http://www.sudanet.net. Die Universität von Karthum unterhält ihre Seite auf dem Server der Columbia University, USA unter http://www.columbia.edu/~tm146/Khar/UofK.html.
(Anmerkung 02.01.2004:
1) Weiterführende Informationen über Liberia und die Verbreitung des Internet unter http://www.balancingact-africa.com/news/back/balancing-act15.html und http://www.balancingact-africa.com/news/back/balancing-act61.html.
2) Die Universität von Karthum ist mittlerweile unter der Adresse http://khartoumuniversity.edu/ zu erreichen und wird im Sudan selbst von der Sudan Telecom Co. gehostet. Weitere Informationen (Stand 20039 über die Internet-Infrastruktur von Sudatel finden sich unter http://www.itu.int/itudoc/itu-t/workshop/cctld/cctld050.pdf
Auch wenn die bisherige Betrachtung den Anschein erwecken mag, dass das Internet auf der ganzen Welt verfügbar ist, muss berücksichtigt werden, dass das Vorhandensein von Hostrechnern oder Provider-Firmen noch nichts darüber aussagt, von wem das Internet genutzt wird. Deswegen soll nun ein Blick auf die demographische Zusammensetzung der Internetnutzer geworfen werden. In den Anfangsjahren des Internet war dies einfach zu umschreiben: Männliche Akademiker, U.S. amerikanischer, später auch westeuropäischer Nationalität, im Alter von 25-35 Jahren. Seitdem die private Nutzung des Internet möglich ist, nähert sich die Zusammensetzung der Anwender den demographischen Merkmalen der Gesamtbevölkerung an. Das bedeutet, dass der Anteil der Nutzer aus den Industriestaaten relativ gesehen geringer wird, das Zahlenverhältnis von Frauen und Männern in manchen Ländern bereits den realen Anteilen in der Bevölkerung entspricht und sich die Internetnutzung über alle Altersgruppen verteilt; die durchschnittliche Altersspanne wurde damit auf 15-40 Jahre erweitert. Das Gegensatzpaar männlich, amerikanisch, geizig, Beruf:  Student  und weiblich, asiatisch, spendabel  bringt diese Entwicklung auf den Punkt (WAESCHE, 1998, S. 196). Trotz aller Prognosen, die von einer ausgeglichenen Nutzung in der Zukunft ausgehen, gibt es momentan noch immer Gruppen, die bei der Nutzung des Internet unterrepräsentiert sind. Die Gründe hierfür sollen im nun folgenden zweiten Teil mit dem Schwerpunkt auf der Frage nach den Disparitäten in der Internetnutzung erläutert werden.
Gegner der These einer zukünftig ausgewogenen Verteilung der Internetnutzung bescheinigen dem Medium für eine Spaltung der Gesellschaft verantwortlich zu sein. Demzufolge wird es sowohl auf der internationalen als auch auf der nationalen Ebene zu einem sogenannten Digital Divide  kommen, der die Gesellschaft in zwei Teile spaltet: ein Bevölkerungsteil, der über Zugang zum Internet verfügt und ein zweiter, der von der Nutzung ausgeschlossen ist. Die Zugangsdisparitäten auf der internationalen Ebene werden am Vergleich der folgenden Zahlen deutlich: In Nordamerika und Europa nutzt jeder Sechste das Internet, wogegen es in Afrika nur einer von 5.000 ist (GROTE, 2000, S. 98). Auf der nationalen Ebene lassen sich repräsentative Studien, die sich mit Internetzugangsdisparitäten beschäftigen, nur mit hohem Aufwand durchführen. Wenn sowohl regionale, als auch gesellschaftliche Unterschiede berücksichtigt werden sollen, gilt es eine große Datenmenge zu sammeln und zu bearbeiten. Für Deutschland existiert keine derartige Erhebung. Bisherige Umfragen beschränkten sich auf die Erfassung soziodemographischer Merkmale, die regionale Herkunft wurde auf die Unterscheidung in alte und neue Bundesländer reduziert. Eine weitere Differenzierung, zum Beispiel von Stadt- und Landbevölkerung oder den einzelnen Bundesländern, wurde noch nicht unternommen (DEUTSCHER BUNDESTAG, 1998). Aufgrund dieser fehlenden Daten kann an dieser Stelle lediglich auf eine Studie des U.S. amerikanischen Handelsministeriums über die Verbreitung der Telekommunikationsnutzung in den USA verwiesen werden (U.S. DEPARTMENT OF COMMERCE, 1999). Die Erhebung und Auswertung dieser Daten wird seit 1995 von der National Telecommunications & Information Administration   (NTIA) übernommen und beinhaltet Analysen bezüglich der nationalen Verbreitung von Telekommunikationseinrichtungen und deren Nutzung in der Bevölkerung. Insgesamt wurden in den Vereinigten Staaten für diese Studie 48.000 Haushalte befragt. Regionale Unterschiede wurden durch die Bildung von insgesamt 2.007 geographischen Einheiten  berücksichtigt, von denen man 754 für die Befragung auswählte.
Die Studie bestätigt zum großen Teil die bisher vermutete Zusammensetzung der Internetnutzer: Weiße U.S. Amerikaner mit hohem Bildungsgrad und hohem Einkommen stellen die Hauptanwender dar. Gleichzeitig holen jedoch alle anderen Gruppen auf, wenn auch mit geringeren Zuwachszahlen als die erstgenannte Gruppe. Als weiteres Ergebnis wurde für das Jahr 1998 ermittelt, dass bereits 42 % aller Privathaushalte in den USA einen Computer besaßen, wogegen es vier Jahre zuvor erst 24 % waren. Bei der Analyse der nternetnutzung von Zuhause aus ergab sich nach Bundesstaaten unterteilt als Spitzenreiter Alaska, mit privatem Internetzugang in 44 % aller Haushalte, gefolgt von New Hampshire mit 37 %, Washington 36 % und Utah 35 %. Unter dem Aspekt betrachtet, in welchen Haushalten ein Modem vorhanden ist, liegt der Westen mit 30 % aller Haushalte an erster Stelle, gefolgt vom Mittleren Westen und dem Nordosten mit jeweils 25 % und dem Süden mit 24 %.
Die Zugangsunterschiede zwischen ländlichen und städtischen Regionen, sowie den Stadtzentren, bekommen durch weitere Variablen, wie zum Beispiel Einkommen, Beruf, Bildung, Alter oder Herkunft, eine unterschiedliche Ausprägung. Abbildung 5.1 zeigt den Anteil der Haushalte mit Internetzugang gestaffelt nach Einkommen. Man kann erkennen, dass die Variable Stadtzentrum/Stadt/Land nur eine untergeordnete Rolle spielt und Einkommensunterschiede in allen drei Räumen zu ähnlich ausgeprägten Nutzeranteilen führen. Dasselbe Muster ergibt sich bei der Betrachtung der Schulbildung. Anders sieht es dagegen für die Faktoren Alter, Herkunft, Haushaltstyp und Art der Berufstätigkeit aus. Abbildung 5.2 (Seite 95) zeigt exemplarisch die Verteilung, die sich durch eine Staffelung nach dem Alter ergibt. Haushalte der Altersgruppe unter 25 Jahren, die zu Hause über keinen Internetzugang verfügen, gaben an, dass der Hauptgrund dafür in den hohen Kosten liege oder dass das Internet außerhalb genutzt werde. Haushalte der Gruppe über 45 Jahren gaben als wichtigsten Grund das Internet nicht zu nutzen an, dass sie keinen Bedarf daran hätten. Zu berücksichtigen ist auch der Anteil der Personen, die das Internet zum Beispiel von der Arbeitsstelle aus nutzen. Deren Anteil an allen Personen liegt laut Studie in den städtischen Gebieten und Stadtzentren bei fast 60 %, in den ländlichen Gebieten dagegen nur bei 47 %. Dagegen ist der Anteil derer, die das Internet von der Schule aus nutzen, in ländlichen Gebieten um ein Drittel höher als im Bundesdurchschnitt. Um diese Ausprägungen genauer zu analysieren, müssten weitere Faktoren miteinbezogen werden, wie zum Beispiel die Art der Beschäftigung, die in ländlichen Gebieten dominiert, oder wie sich die Gruppe Haushalte unter 25  im Speziellen zusammensetzt. Vorerst kann jedoch festgehalten werden, dass es regional unterschiedliche Nutzungsmuster gibt und der ländliche Raum insgesamt in der Internetnutzung hinter den städtischen Gebieten zurückliegt. Die höheren Wachstumsraten im ländlichen Raum lassen erwarten, dass die dort lebende Bevölkerung den Anschluss an die Informatisierung trotzdem nicht verpassen wird. Abbildung 5.3 (Seite 96) zeigt, dass es dagegen im bundesweiten Vergleich bei der Internetnutzung zu ausgeprägten Unterschieden zwischen den einzelnen Regionen der USA kommt.

Anteil Haushalte mit Modem nach Einkommen

Figure 5.1: Prozentualer Anteil der Haushalte mit Modem in den USA, nach Einkommen und ländlichen, städtischen und zentralen städtischen Gebieten
(U.S. DEPARTMENT OF COMMERCE, 1999).

Anteil Haushalte mit Modem nach Alter und
              regionaler Verteilung

Figure 5.2: Prozentualer Anteil der Haushalte mit Modem in den USA, nach Alter und ländlichen, städtischen und zentralen städtischen Gebieten
(U.S. DEPARTMENT OF COMMERCE, 1999).

Anteil Haushalte mit Modem nach Einkommen>
          </a>
          <br><br>
          Figure 5.3: Prozentualer Anteil der Haushalte mit Modem in den USA, nach Regionen und ländlichen,
          städtischen und zentralen städtischen Gebieten, sowie in den gesamten Vereinigten Staaten<br>
          (U.S. DEPARTMENT OF COMMERCE, 1999).
          <br><br>
        </div>
        Die Studie konnte ebenfalls belegen, dass sich der  Digital Divide   in starkem Maß entlang der
        klassischen Einkommensdisparitäten entwickelt. Gesellschaftliche Gruppen, die überdurchschnittlich
        häufig über ein geringes Einkommen verfügen, wie Haushalte mit nur einem Elternteil, Schwarze oder
        Hispanics, besitzen demnach seltener einen Internetzugang, wobei sie dies vor allem mit den zu hohen
        Kosten begründen. Die Studie kommt zu der Empfehlung, dass mehr öffentliche Zugangsmöglichkeiten, zum
        Beispiel in Bibliotheken oder Schulen, geschaffen werden müssen, um das Auseinanderdriften der
        information haves und der information have-nots  zu verhindern. Der anhaltende Wettbewerb unter
        Telefonanbietern und Computerherstellern und die dadurch sinkenden Preise wurde ebenfalls als
        förderlich für eine gleichmäßigere Verteilung der Zugangsmöglichkeiten erwähnt. Desweiteren sollen der
        Bevölkerung die Vorteile des Internet nahe gebracht werden, um auch jene Menschen für das Medium zu
        gewinnen, die bisher an dessen Nutzung nicht interessiert waren oder aufgrund von Sicherheitsbedenken
        darauf verzichtet hatten.
        <br>
      </td>
    </tr>
    <tr>
      <td>
        Da sich die Zugangsdisparitäten vor allem in Zusammenhang mit den Indikatoren Einkommen und Bildung
        festmachen lassen, kann eine Analyse der Internetzugangsmöglichkeiten auch dort ansetzen, wo diese
        Indikatoren innerhalb einer räumlichen Einheit signifikant unterschiedliche Werte annehmen.
        Die Stadt, als ein Ort mit einer stark heterogenen Bevölkerungsstruktur, stellt dabei sicherlich ein
        ergiebiges Untersuchungsfeld dar. Zu diesem Ansatz gibt es bisher jedoch noch keine Studien.
        <br>
      </td>
    </tr>
    <tr>
      <td>
        Der letzte Teil soll abschließend zwei Fallbeispiele vorstellen, in denen Maßnahmen ergriffen wurden,
        um den Bevölkerungsschichten, die das Medium bisher nicht nutzen konnten, einen Internetzugang zu
        ermöglichen. In Bilbao wurde unter Beteiligung der Europäischen Union das Projekt  Cibercentro
         ins Leben gerufen, das zur Bekämpfung der hohen Jugendarbeitslosigkeit beitragen soll.
        Die Jugendlichen werden zunächst mit der Benutzung der Internetdienste vertraut gemacht und danach in
        die speziellen Angebote des Cibercentro eingeführt: Angefangen bei der Bereitstellung einer E-Mail
        Adresse, über die Präsentation von Bewerbungen auf Web-Seiten, bis ihn zur gezielten Suche nach
        Online-Stellenangeboten, werden den Jugendlichen Möglichkeiten geboten, um ihre Chancen auf dem
        Arbeitsmarkt zu verbessern (MARTíNEZ CEARRA/ATXUTEGI, 1999).
        <br>
      </td>
    </tr>
    <tr>
      <td>
        In Washington D.C. sorgt eine Wohnbaugenossenschaft dafür, dass alle 800 Haushalte eines Wohnviertels,
        in dem zum Großteil Familien und Einzelpersonen mit geringem Einkommen leben,  mit Computer und
        Internetanschluss ausgestattet werden. Außerdem wurde ein Fortbildungszentrum eingerichtet, dessen
        Angebote darauf abzielen, die sozialen Verhältnisse im Viertel, das früher aufgrund der hohen
        Kriminalität als  Little Beirut  bezeichnet wurde, zu stabilisieren. Die Angebote reichen von
        Einsteigerkursen für Schulkinder, über berufliche Weiterbildungen, bis hin zu speziellen
        Webdesign-Kursen. Die Finanzierung wurde durch öffentliche Mittel und Spenden ermöglicht (CHEBIUM,
        2000).
        <br>
      </td>
    </tr>
    <tr>
      <td>
        Doch nicht nur finanzielle Aspekte verursachen Zugangsdisparitäten, auch die Sprache kann zum
        limitierenden Faktor werden. Ethnische Minderheiten, die über keine Kenntnisse in der jeweiligen
        Landessprache verfügen, sind von einer Großzahl der nationalen Webangebote ausgeschlossen. Natürlich
        bietet das Internet durch seine weltweite Verbreitung auch die Möglichkeit, in Kontakt mit der
        Heimatkultur zu bleiben, sofern diese im Internet vertreten ist, dennoch wird zum Beispiel die Einwahl
        beim Internet Service Provider durch ein einsprachiges Angebot erschwert. Für die Zukunft wird ohnehin
        die Frage bedeutend werden, in welcher Sprache man Internetinhalte anbietet  (VEHOVAR/BATAGELJ/LOZAR,
        1999). Momentan liegen die Angebote des WWW zu ungefähr 80 % in englischer Sprache vor, die übrigen 20
        % verteilen sich auf die restlichen Sprachen. Da Übersetzungsprogramme für den Computer noch längst
        keine zufriedenstellenden Ergebnisse liefern, werden zumindest bis zu deren Perfektionierung die
        persönlichen Fremdsprachenkenntnisse gefordert sein. Rein pragmatisch gesehen scheint es deswegen
        sinnvoll, sich auf eine Sprache für die weltweite Kommunikation zu einigen.
        <br>
      </td>
    </tr>
    <tr>
      <td>
        In der bisherigen Praxis hat sich Englisch als Sprache des Internet etabliert,  was vor allem in den
        Ländern Bedenken hervorruft, die in der Vergangenheit unter politischer Einflussnahme aus dem
        anglo-amerikanischen Sprachraum standen. Schnell wird der Vorwurf der kulturellen Vereinnahmung laut,
        denn nur etwa 10 % der Weltbevölkerung spricht als Muttersprache tatsächlich Englisch (GROTE, 2000, S.
        102). Trotzdem ist es momentan eher unwahrscheinlich, dass eine andere Sprache das Englische von seiner
        zentralen Stellung im Internet verdrängen kann, denn wer der englischen Sprache zum jetzigen Zeitpunkt
        nicht mächtig ist, wird es mit dem Einstieg in das Internet-Zeitalter schwer haben. Das kann dazu
        führen, dass der Anteil englischsprachiger Angebote noch weiter steigen wird und sich damit die
        Notwendigkeit, die Sprache zu lernen, ebenfalls erhöht. Ob der nicht-englischsprachige Raum an dieser
        Entwicklung teilnehmen wird oder ob es zu einer Spaltung des Internet nach den verschiedenen Sprachen
        kommt, wird davon abhängen, welche Bedeutung die Sprache in Zukunft haben wird: Bleibt sie ein
        Politikum, wird es immer Stimmen geben, die mit der Dominanz einer Sprache auch eine kulturelle
        Bevormundung verbinden. Wird die Sprache dagegen rein pragmatisch als Kommunikations-Werkzeug gesehen,
        kann man zu dem Schluss gelangen, dass Einflüsse auf die eigene Kultur einzig von den Inhalten
        bestimmt sind, die mittels der Sprache zum Ausdruck gebracht werden.
        <br>
      </td>
    </tr>
    <tr>
      <td>
        Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die zukünftige Demographie der Internetnutzer zu einem
        großen Teil von den Faktoren Geld und Sprache abhängen wird. Das Geld bestimmt, wer sich einen
        Internet-Anschluss leisten kann, bzw. in welchem Maße staatliche oder gemeinnützige Organisationen
        dafür sorgen können, dass öffentliche Zugangsmöglichkeiten geschaffen werden. Die Sprache steht in
        enger Verbindung mit dem generellen Aspekt der Alphabetisierung, denn momentan ist eine Nutzung des
        Internet ohne Lese- und Schreibkenntnisse nicht möglich. Ebenso wichtig wird die Frage werden, wie die
        weltweite Sprachvielfalt in einem Medium mit globaler Verbreitung gehandhabt wird. Es ist
        wahrscheinlich, dass eine Sprache das Internet dominieren wird, wobei die Gefahr besteht, dass
        anderssprachige Kulturen dadurch von der allgemeinen Entwicklung ausgeschlossen werden. Verwenden sie
        in diesem Fall nicht die allgemein angewandte Sprache, müssen sie damit rechnen, dass die
        dargestellten Inhalte nicht die Vorteile der weltweiten Verbreitung nutzen können. Eine Alternative,
        die momentan aber noch in weite Ferne gerückt ist, besteht in einer automatisierten Übersetzung durch
        den Computer, so dass das Problem der Sprachvielfalt ohnehin  hinfällig wird. Durch  eine Optimierung
        der Sprachein- und ausgabe würde eine Benutzung des Computers und des Internet wesentlich vereinfacht.
        Beim aktuellen Stand dieser Technik dürften jedoch noch einige Jahre vergehen, bis diese Möglichkeiten
        ausgeschöpft werden können. Um bis dahin nicht zu den  information have-nots   zu gehören, wird
        es notwendig sein, sich auf den Kompromiss mehrsprachiger Angebote einzulassen.
      </td>
    </tr>
</table>

<h2>Das Internet als Wirtschaftsfaktor</h2>

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Etwas zynisch formuliert, wagt die Öffentlichkeit in Deutschland im Moment ihren Blick nur dann von den aktuellen Aktienkursen abzuwenden, wenn es darum geht, sich über den nächsten Börsengang eines Informationstechnologie (IT) Unternehmens auf dem Laufenden zu halten. Internet und Börse sind zu einem Volkssport geworden: Das Internet wird genutzt, um stets über die aktuellen Aktienkurse informiert zu sein, gleichzeitig löst jede Neuemission eines Unternehmens, das in irgendeiner Form mit dem Medium zu tun hat, einen wahren Zeichnungs-Run  in der Bevölkerung aus. Doch auch Finanzexperten beobachten die wirtschaftlichen Aktivitäten rund um das Internet mit wachsamem Auge. Der sogenannte Electronic Commerce  oder E-Commerce, also der Handel mit Waren und Dienstleistungen über das Internet, verspricht angesichts der Erfolge bisheriger Projekte hohe Profite. Und obwohl noch immer ein Großteil der Bevölkerung von der Nutzung des Internet ausgeschlossen ist, steigt dessen gesamtwirtschaftlicher Einfluss.
Das Internet bietet sich als Präsentations- und Kommunikationsmedium für verschiedene Arten von wirtschaftlichen Tätigkeiten an und erfüllt dabei die Funktionen des klassischen Marktplatzes: Anbieten von Waren- und Dienstleistungen, Möglichkeit der Nachfrage durch den Kunden, aber auch Austausch und Kooperation zwischen den Anbietern selbst ist möglich.
Darüber hinaus gilt es das Potenzial der mit dem Internet zusammenhängenden Hard- und Software-Industrie und der Telekommunikations-Dienstleister zu bewerten und nach den Einflüssen des Internet auf die Veränderung der Beschäftigungsstruktur zu suchen, die zum Beispiel durch die Einrichtung von Tele-Arbeitsplätzen entstehen.

Das Internet und die Frage der Standortfaktoren

In der Wirtschaftsgeographie kann das Internet zunächst als Standortfaktor betrachtet werden, wobei die physische Infrastruktur des Internet damit zu einem Teil der verkehrsgeographischen Ausstattung eines Raumes wird. Seitdem selbst kleinere Betriebe das Internet nutzen, um ihre Produkte zu präsentieren oder zu vertreiben, gehört das Medium in einer Großzahl der Betriebe als Teil der Werbestrategie oder um den Kontakt zu Kunden und Geschäftspartnern herzustellen zur Grundausstattung. Für diese Anwendungszwecke ist eine herkömmliche Telefonleitung ausreichend, da die hauptsächliche Nutzung des Internet auf E-Mail und das WWW beschränkt ist. Diese Internetanbindung ist allerdings überall in Deutschland verfügbar und kann als standortbestimmender Faktor deswegen nicht ausschlaggebend sein. In welchem Fall wird dieser Aspekt für die Wahl des Standortes relevant? Wenn es unter anderem darum geht, Internet-Dienstleistungen anzubieten, die auf hohe Bandbreiten für die Datenübertragung angewiesen sind, wie zum Beispiel Internet Service Provider oder Online-Shops, spielt der direkte Zugang zu einem gut ausgebauten Abschnitt der Internet-Infrastruktur eine wichtige Rolle. Da eine gut ausgebaute Internet-Infrastruktur momentan nur in größeren Städten zu finden ist, zerschlagen sich erst einmal die Träume derer, die sich vom Internet eine dezentralisierende Wirkung erhofft hatten und eine Möglichkeit für den wirtschaftlichen Aufschwung in bisher peripheren Gebieten sahen. Die These, dass das Internet wirtschaftlich ohnehin schon begünstigte Räume weiter fördert, wird gestützt von einer Studie aus den USA, in der gezeigt wurde, dass sich die Inhaber von .com Domains (kommerzielle Domains) vor allem im großstädtischen Raum konzentrieren (KOLKO, 1999).
Erst wenn Übertragungsmedien wie Satellitenanlagen völlig unabhängig vom herkömmlichen Leitungsnetz sind, wird der Vorsprung der Städte hinsichtlich der Ausstattung mit Bandbreite eingeholt werden können. Betrachtet man in diesem Zusammenhang die Backbone-Topologien der Internet Service Provider in Deutschland, wird deutlich, dass der Ausbau der Backbone-Architektur vor allem zwischen den Städten erfolgte, die eine zentrale Funktion im wirtschaftlichen System Deutschlands einnehmen. Freiburg im Breisgau, als eine vorwiegend touristisch und kulturell geprägte Stadt, ist in diesem System nicht von Bedeutung, was sich in der fehlenden Anbindung an eine Großzahl der Backbone-Netze widerspiegelt. Dagegen bilden Städte, in denen Firmen der Informations- und Biotechnologie, Banken- und Finanzzentren, sowie Medien-Unternehmen ansässig sind die bisherigen Kernpunkte der Netzarchitektur. Aufgrund der vorhandenen Infrastruktur werden diese Städte in absehbarer Zeit für die Ansiedlung großer Firmen mit hohem Bedarf an Bandbreite weiter an Bedeutung gewinnen. Nach wie vor bleibt allen Städten der Vorteil, eine größere Zahl gut ausgebildeter Arbeitskräfte bereitstellen zu können und durch den Austausch mit Forschungs- und Medieneinrichtungen zu Zentren für innovative Ideen zu werden, die besonders in der schnelllebigen IT- und Telekommunikationsbranche für den dauerhaften Erfolg eines Unternehmens wichtig sind.
Dienstleistungen, die in Zusammenhang mit dem Internet stehen, können in ortsgebundene und ortsunabhängige unterschieden werden. Neben den Großunternehmen der genannten Branchen bilden sich in zunehmendem Maße Kleinunternehmen und Ein-Mann-Betriebe heraus, die Dienstleistungen rund um das Internet anbieten. Bei der Wahl des Firmenstandortes kommt für diese Unternehmen ein bisher nicht genannter Faktor ins Spiel: die Nähe zum Kundenkreis, bzw. zum Absatzmarkt. Eine Studie in den USA hat gezeigt, dass Anbieter von hochwertigen, spezialisierten Dienstleistungen im Soft- und Hardware Bereich einen sehr weiträumigen Kundenkreis besitzen und somit die Nähe zum Kunden keine primäre Rolle spielt (BEYERS, 1999). Ebenso sind diese Anbieter nicht auf Kostenminimierung für Grundstücke, Büroräume oder Personal angewiesen, da diese Posten einen vergleichsweise geringen Anteil in den Bilanzen einnehmen. Als Hauptgrund für die Niederlassung dieser Art von Dienstleistungsbetrieben, die zu den ortsunabhängigen zählen, werden deswegen sekundäre Standortfaktoren, wie zum Beispiel die Beibehaltung des bisherigen Wohnortes, oder die hohe Lebensqualität einer Gegend von Bedeutung. Beim Kommunikationsverhalten dieser Dienstleister zeigt sich, dass trotz der sich stets verbessernden Technologien das persönliche Gespräch die wichtigste Art des Kontaktes darstellt. In der bereits genannten Studie wurde sogar festgestellt, dass diese Branchen eher einen Zuwachs an direkten Kundenkontakten zu verzeichnen haben, was sich unter anderem auch in einer steigenden Zahl von Geschäftsreisen niederschlägt. Die Rangfolge der am häufigsten genutzten Kommunikationsformen führen direkte Kundenkontakte an, gefolgt von Telefongesprächen. Nur im Bereich der Computerdienstleistungen nimmt der Datenaustausch per Modem die dritte Stelle ein.
Betrachtet man die Internet Service Provider in Deutschland im Speziellen, stellt man fest, dass sich neben den bundesweit tätigen Unternehmen auch regionale Anbieter etablieren konnten. Sie zählen zu den ortsgebundenen Dienstleistern, da sie ausschließlich Kunden aus einem regionalen Umkreis betreuen. Da das Angebot an bundesweiten ISPs für den Laien fast unüberschaubar geworden ist, nutzen diese Anbieter die gezielt regionale Bezugnahme, um sich von den restlichen Anbietern abzuheben. Dabei kommt ihnen zu gute, dass sie aufgrund der Nähe zum Kunden einen schnellen Vor-Ort-Service bieten können. Vor allem für gewerbliche Kunden, die über keinen eigenen Internetspezialisten in der Firma verfügen, ist es bei akuten Problemen notwendig, fachkundiges Personal möglichst schnell an Ort und Stelle zu haben. Dasselbe gilt auch für den Bereich des internetunabhängigen Soft- und Hardware Support. Da Systemausfälle heutzutage kaum noch kompensiert werden können, weil ein Großteil der Betriebsabläufe in irgendeiner Art vom Computer abhängig ist, steht im Extremfall die gesamte Produktion still. Kleine lokale Firmen können in dieser Hinsicht häufig einen schnelleren und flexibleren Service bieten als Großfirmen, die bundesweit oder international tätig sind.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass bei einer wirtschaftsgeographischen Analyse der Internet Dienstleister, speziell bei ISPs und Support-Unternehmen, deren Größe, Kundeneinzugsgebiet und Verbreitung im Bundesgebiet untersucht werden kann. Letztendlich können Schlussfolgerungen darüber gezogen werden, welche Wettbewerbsvor- und Nachteile sich für regionale und bundesweite Anbieter ergeben und ob sich diese in der Herausbildung räumlicher Verbreitungsmuster niederschlagen.
Die Schwerpunkte dieser Übersicht haben gezeigt, dass das Internet in seiner Funktion als Kommunikationsmittel vor allem in Bezug auf den Zustand der Infrastruktur für Standortfragen relevant wird. Dienstleistungen, die mit dem Internet in Zusammenhang stehen, können in ortsgebundene und ortsunabhängige unterschieden werden, wobei für erstere primäre Standortvorteile, wie die Nähe zum Kundenkreis von Bedeutung sind, für letztere sekundäre Standortfaktoren, wie zum Beispiel ein qualitativ hochwertiges Wohnumfeld eine Rolle spielen. Eine Auslagerung von Betrieben in periphere Gebiete scheint dabei eher durch eine allgemein gestiegene Mobilität hervorgerufen zu werden, als durch den Einsatz des Internet, da der Anteil traditioneller  Medien wie Telefon, Fax oder die herkömmliche Briefpost noch immer recht hoch ist. Keine Ausnahme bilden dabei Unternehmen, die das Internet zum Online-Vertrieb nutzen, da sie auf die gut ausgebaute Internet-Infrastruktur der Städte angewiesen sind. Es scheint so, als würde sich zumindest kurzfristig am Verhältnis der wirtschaftlichen Kraft von Stadt und Land durch das Internet nichts ändern.

Der Einfluss des Internet auf die Beschäftigungsstruktur

Bei der Frage, welchen Einfluss das Internet auf die Beschäftigungsstruktur ausübt, klaffen, wie in der Standortanalyse, Erwartungen und tatsächliche Verhältnisse weit auseinander. Die Prognosen reichen von überschwenglich positiv, bis hin zu desaströsen Szenarien. Im Folgenden sollen die wichtigsten Entwicklungen herausgegriffen und ihre Vor- und Nachteile erörtert werden.
Von der Entwicklung des Internet völlig unabhängig werden seit den 1980er Jahren Stimmen laut, die in den Industrienationen ein Ende der klassischen Arbeitsgesellschaft sehen. Das politische Ziel der Vollbeschäftigung rückt in immer weitere Ferne, der Job auf Lebenszeit wird zunehmend abgelöst von einer diskontinuierlichen Arbeitsbiographie. Der Beruf verliert für den Einzelnen seither als Identifikationsmerkmal an Bedeutung.
Die zunehmende Verbreitung des Internet scheint diese allgemeine Entwicklung zu verstärken: Die Möglichkeit des sogenannten Outsourcing, also die Verlagerung von Betriebsabläufen ins Ausland, hat durch das Internet neue Züge gewonnen. Ging es früher vor allem darum, arbeitsintensive Abschnitte der Produktion in Niedriglohnländer zu verlagern, konnten Firmen in Asien in neuerer Zeit durch ein wachsendes Potenzial an gut ausgebildeten Fachkräften auch Bereiche der Produktentwicklung übernehmen. Damit entwickeln sie sich vor allem in der Branche der Informationstechnologie und Softwareherstellung zu einem gleichwertigen Partner für die Industrienationen. Da gleichrangige Entwicklungsstätten nun rund um den Globus verteilt sind, ist eine 24-Stunden-Produktion möglich. Das bedeutet, in Asien, Europa und Nordamerika wird zeitversetzt in 8-Stunden Schichten an ein und demselben Projekt gearbeitet. Das Internet stellt dabei eine grundlegende Kommunikations-Einrichtung für diese weltweit verteilten Standorte dar. Bisher ist noch nicht erwiesen, dass diese Form der Zusammenarbeit auch in größerem Ausmaß in früheren Stadien der Softwareentwicklung, bei denen ein hohes Maß an direktem Austausch zwischen den Beteiligten erforderlich ist, genutzt werden kann. Wie im vergangenen Kapitel deutlich wurde, basiert die geschäftliche Zusammenarbeit im nationalen Maßstab zu einem Großteil auf direktem persönlichem Austausch. Denkbar ist, dass eine räumlich und zeitlich versetzte Bearbeitung zu einem fortgeschrittenen Zeitpunkt der Entwicklung effizient sein kann, nachdem sowohl die Phase der Problemanalyse, als auch das eigentliche Softwaredesign abgeschlossen ist und eine strukturierte Lösung vorliegt. Die reinen Programmierarbeiten können im Anschluss daran in der beschriebenen Weise an unabhängig voneinander arbeitende Angestellte verteilt werden. In diesem Fall dürfte eine direkte Kommunikation zwischen den Mitarbeitern eher selten nötig sein und die Möglichkeiten des Internet für den Austausch ausreichen. Das Internet kann als Medium für die Verständigung im Beruf bei konkreten Fragen demnach durchaus nützlich sein, wenn es dagegen um die Ausarbeitung neuer Projekte geht, bei denen ein Dialog der Beteiligten essentiell ist, scheint die Anwendbarkeit eher beschränkt zu sein.
Grundsätzlich stellt sich bei einer Verbindung von Beruf und Internet die Frage, in welchen Bereichen eine Tätigkeit unabhängig von einer Präsenz in der Firma ausgeübt werden kann. Im vergangenen Abschnitt wurde die Möglichkeit erörtert, ganze Produktionszweige an ausländische Standorte zu verlagern, für den Einzelnen kann dies jedoch auch bedeuten, dass man der Arbeit nicht mehr länger in der Firma nachgeht, sondern die Tätigkeit von zu Hause ausübt. Früher wurde diese Art der Beschäftigung als Heimarbeit  bezeichnet und bot vor allem Hausfrauen die Möglichkeit, Geld zu verdienen. Heute hat sich die Bezeichnung Telearbeit etabliert, eine Berufsform, die nicht mehr auf eine spezifische Gruppe beschränkt ist. Die Gründe, den Arbeitsplatz nach Hause zu verlagern, sind vielfältig. In einer Zeit, in der häufig beide Elternteile berufstätig sind oder in Haushalten nur ein Elternteil vorhanden ist, ermöglicht diese Art der Beschäftigung, Arbeit und familiäre Aufgaben zu koordinieren, denn Telejobs zeichnen sich durch eine flexible Zeiteinteilung aus, die es zulässt, das Arbeitspensum dann zu verrichten, wenn keine anderen Tätigkeiten anstehen. Damit bietet sich auch die Möglichkeit, trotz Erziehungszeiten die bisherige Arbeit nicht völlig aufgeben zu müssen, so dass der spätere Wiedereinstieg in das Berufsleben leichter vollzogen werden kann.
Das Internet stellt das Bindeglied zwischen Telearbeitern und dem Unternehmen dar. Die vielfältigen Internetdienste erlauben es, die für die Arbeit relevanten Daten zu empfangen und zu verschicken, kurzfristig Rücksprache zu halten oder in sonstigen Kontakt mit dem Unternehmen zu treten. Im Vergleich zu einem Kontakt via Telefon muss bei der zeitversetzten Kommunikation über das Internet, wie zum Beispiel beim E-Mail-Verkehr, nicht ständig eine Person in der Firma präsent sein, um die Anfragen entgegenzunehmen. Für Betriebe bedeuten Telearbeitsplätze durch den Wegfall von Aufwendungen für die Ausstattung von Arbeitsplätzen und die Verringerrung der Ausgaben für sonstige betriebliche Einrichtungen Kosteneinsparungen.
In ökologischer Sichtweise fördern Telearbeitsplätze durch die Wiedervereinigung von Wohnort und Arbeitsplatz und die dadurch wegfallende Fahrt zum Arbeitsplatz die Senkung von umweltschädlichen Emissionen. Psychologen sehen einen Vorteil darin, dass Familien trotz Berufstätigkeit wieder stärker zusammengeführt werden, was zu einer Stabilisierung der Sozialstruktur beitragen soll. Bei allen potenziellen Vorteilen der Telearbeit dürfen die negativen Folgen aber nicht unerwähnt bleiben. Zum einen bietet die Telearbeit keinen Ersatz für die sozialen Kontakte am Arbeitsplatz, was in einer Gesellschaft, die zunehmend von Individualisierung und Anonymität geprägt ist, zu einer weiteren Auflösung zwischenmenschlicher Bindungen führen kann. Außerdem besteht die Gefahr, dass Telearbeiter zu Angestellten zweiter Klasse werden, da sie wenig von den innerbetrieblichen Prozessen mitbekommen. Aufstiegschancen werden dadurch verringert, dass die Leistungen sichtbarer  Kollegen, die in der Firma vor Ort arbeiten, von den Entscheidungsträgern eher wahrgenommen und in einen persönlichen Bezug zu der jeweiligen Person gesetzt werden.
Auch die Situation zu Hause muss durch diese Form der Beschäftigung nicht nur positiv beeinflusst werden, denn Telearbeitsplätze erfordern vom Einzelnen ein hohes Maß an Disziplin. Allein die Tatsache, dass die Arbeitszeit selbst eingeteilt werden muss, bereitet manchmal Schwierigkeiten. Hinzu kommt, dass es in den eigenen vier Wänden viel mehr Faktoren gibt, die von der Arbeit ablenken können, als es in einem Firmenbüro der Fall ist. Die Einheit von Wohn- und Arbeitsstätte kann auch dazu führen, dass die mentale Trennung der beiden Bereiche nicht mehr vollzogen wird, das Berufsleben die Privatsphäre völlig vereinnahmt und es so zur Überarbeitung kommt. Letztendlich birgt es auch ein gewisses Konfliktpotenzial, wenn Familien gezwungen sind, einen Großteil des Tages gemeinsam zu verbringen. Bedenkt man, dass das Phänomen des Lagerkollers  im familiären Rahmen oft bereits während eines einwöchigen gemeinsamen Urlaubs auftritt, scheint die temporäre Trennung der Familie im Alltag genauso gut zur Stabilisierung des Zusammenlebens dienen zu können.
Für die kulturgeographische Forschung ist das Phänomen der Telearbeit sowohl aus der Sicht der Unternehmen, als auch aus der der Angestellten interessant. Es kann untersucht werden, welche der genannten Vor- und Nachteile in der Realität zu Entscheidungen für oder gegen diese Beschäftigungsform führen. Bei Personen, die bereits in einem derartigen Arbeitsverhältnis stehen, kann eine Untersuchung des Mobilitätsverhaltens zur Prüfung der These verwendet werden, ob diese Beschäftigungsform aufgrund der wegfallenden Anfahrtswege tatsächlich weniger Emissionen verursacht. Vorstellbar ist im Gegenteil nämlich auch, dass diese Größe kaum beeinflusst wird, da bisherige Tätigkeiten, die auf dem Weg zur Arbeit erledigt werden konnten, jetzt gezielt angesteuert werden müssen. Interessant ist auch, ob Telearbeiter das Internet ausschließlich für die Arbeit nutzen, oder ob dieser Personenkreis verstärkt weitere Dienstleistungen, wie zum Beispiel das Online-Banking oder Online-Shopping nutzt. Dies könnte als Zeichen für ein wachsendes Bedürfnis nach räumlicher und zeitlicher Unabhängigkeit dieser Gruppe gewertet werden.
Der Einfluss des Internet auf die Beschäftigungsstruktur wird jedoch nicht nur mit der Schaffung neuer Arten von Arbeitsplätzen in Verbindung gebracht, sondern kommt im Gegenteil zunehmend in Verruf, Arbeitsplätze zu vernichten. Vor allem Banken und andere Finanzdienstleister scheinen anfällig für die Konkurrenz des Internet zu sein. Nach Schätzungen der Wirtschaftszeitschrift Capital  werden aufgrund der Vernetzung von Unternehmen bis zum Jahr 2001 in Deutschland mehr als 100.000 Arbeitsplätze verloren gehen (BAUMGäRTEL, 1999). Noch dramatischer klingen die Zahlen einer Studie aus dem Jahr 1996: Rationalisierungen, bedingt durch den Einsatz neuer Technologien und Medien, sollen bis zum Jahr 2000 760.000 Arbeitsplätze vernichten. Gleichzeitig soll jedoch ab dem Jahr 2000 dieser Rückgang durch die Schaffung neuer Stellen in den sogenannten Wachstumsbranchen  ausgeglichen werden, bis 2010 darüber hinaus sogar 210.000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden (LITTLE, 1996). Momentan scheint der Rückgang der Beschäftigtenzahlen zumindest im Bankgewerbe eher auf diverse Fusionen zurückzuführen zu sein, als auf den Einsatz neuer Technologien.
Nicht zu unterschätzen ist die positive Wirkung auf den Arbeitsmarkt durch die Schaffung neuer Stellen in den Betrieben der neuen Technologien. Die in diesen Bereichen geschaffenen Arbeitsplätze stellen allerdings vergleichsweise hohe Anforderungen an die Qualifikation der Beschäftigten. Die Wahrscheinlichkeit ist eher gering, dass die Personen, deren Stellen wegrationalisiert wurden, für diese Tätigkeiten in Frage kommen. In der Folge werden überdurchschnittlich viele Arbeitsplätze in den niederen und mittleren Einkommensgruppen wegfallen. Diese Prognose wird gestützt von Beobachtungen des Arbeitsmarktes in den USA, wo dieser Trend bereits erkennbar ist.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Internet als wirtschaftlicher Faktor auf zwei grundsätzlich unterschiedliche Weisen wirken kann: zum einen als Teil der neuen Technologiebranche, zum anderen in seiner Funktion als Kommunikationsmedium. Momentan lassen sich räumliche Veränderungen vor allem aufgrund des ersten Punktes feststellen. Natürlich bedingt die Nutzung des Internet als Kommunikationsmittel die Entstehung der spezifischen Branchen, dennoch treten die direkten räumlichen Auswirkungen unter dem Aspekt der Kommunikation noch nicht derart deutlich zu Tage, wie es die Prognosen für die Zukunft erwarten lassen. Obwohl das Potenzial für eine Steigerung der Online-Aktivitäten vorhanden ist, werden Banken und Einkaufszentren noch geraume Zeit zum alltäglichen Bild gehören, genauso, wie auch die Unterschiede zwischen ländlichem Raum und der Stadt in Zukunft nicht verschwinden werden.

Das Internet als politischer Faktor

Nachdem das Internet in den Anfangsjahren vorwiegend als Kommunikationsmittel in der technischen Forschung genutzt wurde, erweiterte sich in den 1970er Jahren der Kreis der Anwender und es entwickelte sich, unter anderem ausgehend von Kalifornien, eine Art Subkultur, die im Internet eine Möglichkeit zur Einflussnahme auf politische Prozesse sah. Im Zentrum der sogenannten Kalifornischen Idee  stand die Aussicht, dass die freie Meinungsäußerung im Internet zu einer weltweiten Demokratisierung und Beseitigung sozialer Ungleichheiten führen würde. Nachdem seit den 1980er Jahren deutlich wurde, dass vor allem höhere Einkommens- und Bildungsschichten das Internet nutzten und kommerzielle Anwendungen zunahmen, verloren viele den Glauben an die weltverbessernde Wirkung des Mediums. Sie waren jetzt im Gegenteil der Überzeugung, dass das Netz mehr zur Stabilisierung bisheriger Ungleichheiten beitragen würde, als soziale Unterschiede zu beseitigen. Das Recht auf freie Meinungsäußerung im Netz wird seither sowohl durch nationale Zensur mit politischen Hintergründen, als auch im Zusammenhang mit der Kriminalitätsbekämpfung eingeschränkt. Der geringe Erfolg dieser Bestrebungen zeigt jedoch, welche Dynamik das Internet entwickelt hat. Dabei ist es wichtig, dass nationale Grenzen im Internet kaum eine Rolle spielen. Dies gilt auch für die rechtliche Regelung von Geschäften im Internet und die Kriminalitätsbekämpfung. Im Folgenden sollen deswegen zunächst die Auswirkungen des Internet auf der nationalstaatlichen Ebene aufgezeigt werden, um im Anschluss daran einen gezielten Blick auf die Bedeutung des Internet in Ländern mit autoritären oder totalitären politischen Systemen zu richten.

Das Internet und der Nationalstaat

Im ursprünglichen Sinne dienen nationale Grenzen zur Absteckung politischer Machtbereiche. Das Internet scheint sich über sie hinweg zu setzen und schafft Einflusssphären, die sich nicht nach traditionellen territorialen Einheiten richten. Vergleichbar der Diskussion um die Umweltverschmutzung heißt es auch in Bezug auf die Auswirkungen des Internet, dass sie an nationalen Grenzen nicht Halt machen. Wenn nationale Grenzen aber ihre Funktionalität verlieren, kann sich auch die politische Macht nicht mehr auf eine räumliche Einheit berufen und verliert damit den Einfluss auf Personen, die sich in diesem politisch nicht mehr definierten Raum befinden. Diese Vorstellung verleitet viele Kritiker zu der Annahme, dass das Internet tatsächlich zu einem anarchistischen Territorium wird, in dem allein das Gesetz des Stärkeren regiert und das zu einem Refugium für Kriminelle wird.
Derart drastisch sieht es in der Realität natürlich nicht aus. Und doch hat man den Eindruck, dass Politiker und Medien in einem Wettstreit stehen, wer sich die schwärzeste Zukunftsvision über die Folgen der Internetnutzung ausmalen kann. Die aktuelle Diskussion um Gründe und Auswirkungen des I LOVE YOU-Virus  hat gezeigt, dass diese beiden Gruppen aufgrund mangelnder Kenntnisse der Materie in der Lage sind, eine wahre Massenhysterie auszulösen. CSU-Politiker in Deutschland stellen plötzlich Forderungen, die sozialistisch anmutende Züge tragen: Die Offenlegung aller Software-Quellcodes zur Bekämpfung der Viren-Gefahr (Aktuelle Stunde im Bundestag, 102. Sitzung, 11.5.2000. Protokoll im Internet unter http://www.bundestag.de/pp/pp.htm). Software-Hersteller werden von diesem Vorschlag sicherlich begeistert sein, denn wenn sie ihre Quellcodes herausgeben, ist damit Tür und Tor geöffnet für Programm-Kopien und Plagiate. Weitere Stimmen fordern, die Dominanz von Microsoft Produkten zu beenden und auf die guten  Betriebssysteme, wie Linux oder OS/2 umzusteigen, weil diese gegen Viren besser geschützt seien. Vergessen wird im Eifer des Gefechts, dass es zumindest im Fall des I LOVE YOU-Virus einen vergleichsweise einfachen Schutz vor dem Befall gab: Dateianhänge in E-Mails von unbekannten Absendern sollten grundsätzlich nie geöffnet werden. Aus diesen Vorfällen sollte die Konsequenz gezogen werden, in Zukunft nicht mehr derart leichtsinnig mit elektronischer Post umzugehen. Denn das einzig wirklich besorgniserregende an diesem Vorfall ist die Tatsache, dass Angestellte in Firmen und öffentlichen Behörden in diesem Ausmaß eine E-Mail, die ganz offensichtlich keinen berufsbezogenen Inhalt besaß, völlig sorglos geöffnet haben. Anscheinend fanden es die Betroffenen nicht besonders abwegig, einen Liebesbrief von Unbekannt an die geschäftliche E-Mail Adresse geschickt zu bekommen, dessen Inhalt man erst durch das Öffnen eines Dateianhangs lesen konnte. Genauso wenig scheinen sich die Verantwortlichen in den betroffenen Firmen und Einrichtungen darüber im Klaren zu sein, was es bedeutet, wenn sie von Millionenverlusten durch den Virus sprechen, denn dies ist als Eingeständnis zu werten, dass das Internet am Arbeitsplatz unter Umständen in großem Umfang für berufsfremde Zwecke genutzt wird. Schon die Verbreitung des Moorhuhn-Spiels  hat gezeigt, dass diese Art der Nutzung enorme Ausmaße angenommen hat: Nachden das Spiel aus dem Internet heruntergeladen oder per E-Mail verschickt worden war, verbrachten Angestellte laut einer Studie zwischen 20 Minuten und zwei Stunden täglich spielend am Arbeitsplatz (OBERHUBER, 2000). Die Hauptgefahr des Internet besteht also nicht in der Verbreitung von Viren, sondern im unverantwortlichen Umgang vieler Nutzer mit den ihnen zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten.
Die Art, mit der die Regierungen in der ganzen Welt derzeit versuchen, der Viren-Gefahr Herr zu werden, zeigt, dass die klassischen politischen Lösungsstrategien in diesem Fall nicht funktionieren. Ebenso wie sich das Weltwirtschaftssystem zunehmend der nationalstaatlichen Regulierung entzieht, kann auch das Internet mit staatlichen Maßnahmen kaum kontrolliert werden. Und während Politiker noch immer nach rechtlichen Möglichkeiten zur Eindämmung von Computerviren suchen, verkennen sie, dass derartige Probleme auf einer anderen Ebene gelöst werden müssen. So gibt es im speziellen Fall der Viren ein weitaus einfacheres und wirksameres Mittel als staatliche Intervention: Aufklärung der Benutzer. Genauso wie auf jeder Zigarettenpackung der Hinweis Rauchen gefährdet die Gesundheit steht, können die Regierungen durch Aufklärungskampagnen dazu beitragen, dass die Sensibilität der Benutzer in Bezug auf Viren steigt.
Natürlich gibt es Bereiche, in denen es mit einfachen Appellen nicht getan ist. Die Verbreitung von Kinderpornographie über das Internet ist zum Beispiel ein sehr schwerwiegendes Delikt, das strafrechtlich verfolgt werden muss. In vielen Fällen fehlen den Behörden jedoch ausreichende Kenntnisse, die technische Ausstattung und auch Handlungsbefugnisse, um die Täter im Internet dingfest zu machen. Anbieter von pornographischem Material stehen außerdem in dem Ruf, über besonders ausgereifte technische Verfahren zu verfügen, um ihre Produkte im Internet zu verbreiten, ohne dabei Spuren zu hinterlassen, die sie überführen könnten. In diesen Fällen wird es nur durch internationale Kooperation und den Einsatz hochspezialisierter Fachkräfte gelingen, derartige Verbrechen zu verfolgen.
Sollte jetzt der Eindruck entstanden sein, dass das Internet ausschließlich von verbrecherischen Tätigkeiten dominiert ist, so lässt sich dies darauf zurückführen, dass der Staat sich bisher vorwiegend in den Fällen zu Wort gemeldet hat, in denen es zu Verstößen gegen bestehendes Recht gekommen ist. Es gibt jedoch auch von staatlicher Seite Bestrebungen, die friedliche   Nutzung des Internet zu fördern. Versuche, wie die Schaffung international einheitlicher Bestimmungen zur Regelung des elektronischen Handels, scheitern jedoch oft an einem fehlenden Koordinationsinstrument auf der internationalen Ebene.
Dem Nationalstaat bleiben scheinbar nur wenig Möglichkeiten, um das Internet rein inhaltlich zu kontrollieren. Selbst in China, wo von der Regierung große Anstrengungen unternommen werden, der Bevölkerung Nachrichten aus dem Ausland vorzuenthalten, finden die Anwender Möglichkeiten, die Zensur im Internet zu umgehen (REUTERS, 2000). Die Bereiche, in denen der Staat in positiver Hinsicht aktiv werden kann, betreffen nicht die Inhalte, sondern die Zugangsmöglichkeiten der Bevölkerung zum Internet. Hier kann der Staat dazu beitragen, dass es nicht zu der bereits beschriebenen Spaltung der Gesellschaft in information-haves  und information have-nots  kommt. Vor allem in Schulen muss damit begonnen werden, die Kinder mit dem Medium vertraut zu machen. Auch die Bereitstellung öffentlicher Zugangsterminals kann dazu beitragen, dass die Internet-Nutzung nicht zu einem Privileg höherer Einkommensschichten wird.
Insgesamt werden die Einflussmöglichkeiten des Staates auf die weitere Entwicklung der Internetnutzung vermutlich eher von geringer Bedeutung sein. Vielmehr ist zu erwarten, dass sich die Strukturen durch das Wechselspiel von Angebot und Nachfrage regeln werden. Anders als beim Weltwirtschaftssystem, dem eine ähnliche Abkoppelung von der Politik bescheinigt wird, ist das Internet jedoch nicht nur durch geschäftliche Interessen gesteuert, sondern wird auch für private Anwendungen genutzt. Dies lässt hoffen, dass das Internet trotz der weitgehend fehlenden politischen Kontrolle nicht zu einer reinen Domäne der internationalen Finanzwelt und gerissener Verbrecher wird, sondern dass sich neben dem E-Business  auch weiterhin für Privatpersonen die Welt durch den Datenaustausch ein Stück weiter öffnet.

Das Internet als Mittel zur Demokratisierung

Wenn die eben aufgestellte Prognose stimmt und der Nationalstaat in Zukunft tatsächlich keinen Einfluss mehr auf die Inhalte des Internet ausüben kann, so klingt das aus Sicht der Industrienationen zunächst einmal bedrohlich. In anderen Ländern der Erde kann diese Unabhängigkeit dagegen ebensogut eine Chance bedeuten. Genau dort nämlich, wo der Staat nicht seine schützende Hand über die Bürger hält, sondern wo durch autoritäre oder totalitäre Strukturen die potenzielle Entwicklung der Bevölkerung unterdrückt wird. Nach wie vor sind defizitäre demokratische Strukturen ein Hauptgrund dafür, warum manche Länder in ihrer Entwicklung nicht vorankommen und die Bevölkerung in Extremfällen in ihrer Existenz bedroht ist. Der aktuelle Grenzkonflikt zwischen Äthiopien und Eritrea zeigt, dass die politischen Verantwortlichen trotz der akuten Hungersnot nicht dazu bereit sind, politische Interessen zurückzustellen und die anhaltenden Kämpfe zu beenden, um Hilfsmaßnahmen für die Bevölkerung zu ermöglichen. Afrika südlich der Sahara bildet in dieser Hinsicht einen Extremfall, denn in kaum einem anderen Gebiet der Erde ist der innere politische Zusammenhalt der einzelnen Staaten derart geschwächt. Dieser Zustand löst eine Reihe weiterer Umstände aus, denn wo es keine regulierenden politischen Strukturen gibt, kann auch kein allgemeines Recht herrschen. Das Ergebnis ist, dass Gewalt zum Hauptmittel wird, um Interessen und Machtansprüche durchzusetzen. Der Westen verharrt angesichts dieses Zerfalls wie gelähmt, denn seitdem die Vereinten Nationen bei ihren Friedensmissionen in Somalia und anderen afrikanischen Krisengebieten herbe Niederlagen erleben mussten, schwindet die Bereitschaft zum Eingreifen (GRILL, 2000). Doch wie kann diese immer weitere Kreise ziehende Gewalt eingedämmt werden? Anscheinend nicht durch Maßnahmen von außen, sondern durch eine Stabilisierung der staatlichen Strukturen von innen. Demokratisierungsstrategien können natürlich nicht in akuten Krisen angewandt werden, sondern müssen in einem Stadium einsetzen, in dem die Gewalt noch nicht eskaliert ist.
Das Internet kann in Ländern, die im westlichen Sinn defizitäre staatliche Strukturen besitzen, als Mittel zur Demokratisierung nur eine Ergänzung zu anderen Maßnahmen bilden und sicherlich nicht auf der Ebene der direkten Armutsbekämpfung eingesetzt werden. Hierzu ist die Verbreitung der Zugangsmöglichkeiten zu gering. Da sich in den betroffenen Ländern die Mehrzahl der ISPs in den Hauptstädten und in einer eher geringen Zahl weiterer größerer Städte befindet, liegt die Funktion des Internet darin, den Austausch der bereits aktiven Kräfte im Demokratisierungsprozess zu fördern und eine Quelle für Informationen darzustellen. Eine Studie der Vereinten Nationen ergab, dass das Internet in Afrika hauptsächlich von Nichtregierungsorganisationen (NROs), Privatfirmen und Universitäten genutzt wird (JENSEN, 1999). Allen drei genannten Gruppen kann in der Regel ein Interesse an der Demokratisierung politischer Strukturen bescheinigt werden: den NROs als Grundüberzeugung, den Firmen zumindest so lange sie in legalen Bereichen tätig sind und den Universitäten, weil diese prinzipiell als Keimzellen für politische Gegenbewegungen gelten. Der Arbeit der NROs und der Universitäten kommen vor allem die Kontakte ins Ausland zugute, die durch das Internet möglich sind. Natürlich bietet sich ersteren auch die Möglichkeit, die an den Projekten beteiligten Organisationen und Geldgeber auf dem aktuellen Stand ihrer Tätigkeit zu halten, was für den Fortbestand der Förderung elementar sein kann. Zeitungen und Radiosender, die vom Regime unabhängig sind, können das Medium nutzen, um Nachrichten aus aller Welt zu beziehen, die nicht der Zensur des Staates unterliegen. Daneben gibt es viele Webseiten von Staatsangehörigen, die im Ausland leben und von dort aus auf die Missstände im eigenen Land aufmerksam machen. Unter dem Titel Human Suffering Gets a Witness   (CHAUDRY, 2000) wird die Menschenrechtsorganisation Witness   (http://www.oddcast.com/witness/) vorgestellt, die die Möglichkeit der Veröffentlichung von Videos und Bildmaterial im Internet nutzt, um auf Menschenrechtsverstöße aufmerksam zu machen. Gleichzeitig werden die Menschen vor Ort mit den notwendigen technischen Geräten ausgestattet und in deren Anwendung geschult. Ein Teil des Bildmaterials konnte in Prozessen gegen Menschenrechtsverstöße in Ruanda und dem ehemaligen Jugoslawien als Beweismittel genutzt werden. Witness versucht seit neuestem der betroffenen Bevölkerung durch die Nutzung des Internet die Möglichkeit zu geben, ihr Bildmaterial selbst zu bearbeiten und zu veröffentlichen.
Alle bisher genannten positiven Effekte dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Internet in Afrika nur einem sehr eingeschränkten Personenkreis zugänglich ist, von denen 85-90 % allein aus Südafrika stammen (GOERGEN, 1999, S. 38).
In Staaten außerhalb Afrikas, wie zum Beispiel in China, Vietnam oder Indonesien wird von staatlicher Seite versucht, das Internet zu zensieren, um zu verhindern, dass die Autorität des herrschenden Regimes in Frage gestellt wird. Die Erfolge dabei sind allerdings nur gering. Nach dem Motto Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg  steigern sich die Fähigkeiten der Internetnutzer in diesen Ländern, Zensurvorrichtungen zu umgehen, mit jedem neuen staatlichen Versuch der Nutzungsbeschränkung. Wie bereits mehrfach erwähnt wurde, ist der Staat den Privatanwendern in dieser Hinsicht immer ein Stück hinterher. In diesem Fall zum Vorteil der Betroffenen.

Fazit

Das vergangene Kapitel hat gezeigt, dass die Einflüsse des Internet auf die Themenbereiche der Kulturgeographie in vielerlei Facetten auftreten können. Sicherlich sind einige Punkte in dieser Betrachtung zu kurz gekommen oder überhaupt nicht erwähnt worden. Tatsache ist, dass das Internet aufgrund seines universellen Charakters in alle Lebensbereiche vordringt und sein Einfluss aufgrund der zunehmenden Verbreitung größer wird. Dennoch schafft es das Medium nicht, die Welt komplett umzugestalten. Gesellschaftliche Muster bleiben erhalten, genauso wie räumliche. Die Ansätze haben gezeigt, dass bereits mit den bisher angewandten Methoden der Kulturgeographie eine Vielzahl der Phänomene rund um das Internet erfasst werden können. Wem diese Möglichkeiten noch nicht ausreichend erscheinen, findet im nächsten Kapitel Hinweise darauf, wohin die weiteren Wege der Kulturgeographie führen könnten.

Einleitung
1. Das Internet - Entstehung und technische Grundlagen
2. Die Zusammenhänge von Kulturgeographie und Internet
3. Die Analyse der physisch-räumlichen Komponenten des Internet
4. Das Internet und klassische Themenbereiche der Kulturgeographie
5. Ausblick
6. Anhang

Magisterarbeit SS 2000, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i.Br., Geographie,
©  Inga Heinze 2000