Magisterarbeit: Wechselbeziehung zwischen Kulturgeographie und Internet |
Bei einer Betrachtung, die zwei bisher nicht miteinander in Verbindung stehende Themen vereinen soll, stellt sich die Frage, bei welchem der beiden Bereiche man ansetzen soll. Im Fall von Kulturgeographie und Internet ergeben sich allein aus den Inhalten keine zwingenden Gründe, sich für die eine oder andere Seite zu entscheiden. Egal welchem Thema man den Vorzug gibt, man wird immer auf das Problem stoßen, das in den Bereich, der zuerst behandelt wird, Aspekte des Zweiten bereits miteinfließen. Beginnt man mit einer Bearbeitung des Internet, so scheint es, als vernachlässige man den primär geographischen Anspruch der Arbeit. Trotz dieses Einwandes scheint es sinnvoller zunächst die Grundlagen des Internet aufzuarbeiten, bevor damit begonnen wird, das Thema aus Sicht der Geographie zu analysieren. Mit dieser Vorgehensweise soll garantiert werden, dass das Untersuchungsobjekt Internet als ein Kernpunkt der Arbeit von Beginn an klar definiert ist. Das Ziel dieses ersten Kapitels ist es zum einen, die historische Entwicklung des Internet darzustellen, zum anderen soll es darum gehen, die für spätere Analysen wichtigen technischen Grundbegriffe zu klären. |
Ein fast schon geflügeltes Wort ist ein Ausspruch Boris Beckers aus dem Werbespot eines
Internet-Providers geworden. Bin ich schon drin, oder was? soll dem Zuschauer vermitteln, wie einfach
und schnell der Zugang zum Internet vonstatten gehen kann. Stellen Sie sich vor, dass die Werbung
an dieser Stelle nicht ausblendet, sondern Herr Becker weiter im Bild bleibt und sich nach einigen
weiteren Maus-Klicks eine zweite Frage stellt: Wo bin ich eigentlich drin? - Im Internet? Im WWW? Oder
einfach nur Online? Noch immer herrscht weitgehende Unklarheit über jene Begriffe, die trotzdem in den
alltäglichen Gebrauch eingegangen sind und durch falsche Verwendung zu anhaltender Unsicherheit bezüglich
des Internet führen. Zunächst soll deswegen Klarheit über den Aufbau des Internet geschaffen werden.
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Im Jahr 1995 lieferte das Federal Networking Council (FNC) in Zusammenarbeit mit anderen für das
Internet bedeutenden Organisationen eine Defintion über den Begriff Internet (FNC, 1995):
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RESOLUTION: The Federal Networking Council (FNC) agrees that the following language reflects our definition of the term Internet. Internet refers to the global information system that - (i) ist logically linked together by a globally unique address space based on the Internet Protocol (IP) or its subsequent extensions/follow-ons; (ii) is able to support communications using the Transmission Control Protocol/Internet Protocol (TCP/IP) suite or its subsequent extensions/follow-ons, and/or IP-compatible protocols; and (iii) provides, uses or makes accessible, either publicly or privately, high level services layered on the communications and related infrastructure described herein.Diese Definition weist drei Kernelemente des Internet aus: IP-Adressen, das TCP/IP Protokoll und Internet Dienste. Die 32-bit IP-Adresse wird durch vier dezimale Werte repräsentiert, wie zum Beispiel 196.124.5.10. IP-Adressen werden an jeden Computer vergeben, der über ein Netzwerk Daten austauscht. Um die Übertragung zwischen Sender und Empfänger zu optimieren, wird die zu übertragende Datenmenge in kleinere Datenpakete gesplittet, von denen jedes die IP-Adresse des Senders und Empfängers, sowie weitere Informationen über die gesamte Datenmenge trägt. Die Route, auf der die Pakete im Internet verschickt werden, ist flexibel. Dadurch können bestimmte Teile eines Netzes umgangen werden. Falls beispielsweise ein Teil des Leitungsnetzes überlastet ist, kann auf eine benachbarte Route ausgewichen werden, die weniger stark frequentiert ist. Die Auslastung der Strecken festzustellen ist die Aufgabe von Routern, die eine Art intelligente Vermittlungs- oder Weiterleitungsstelle darstellen. Sie legen für jedes Paket den optimalen Verbindungsweg zum Ziel fest. Das Transmission Control Protocol (TCP) garantiert, dass am Ende der Übertragung alle Pakete beim Empfänger angekommen sind und wieder in der richtigen Reihenfolge zusammengesetzt werden. Aufgrund dieses Vorgangs spricht man im Zusammenhang mit dem Internet von einer paketvermittelten Übertragung. |
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Wenn man sich nun stärker an der Software-Seite des Phänomens Internet orientiert, stößt man auf die im
dritten Punkt der Definition genannten Internet-Dienste. Damit können wir zu Boris Beckers Frage
zurückkehren. Meint drin nun wirklich drin im Internet oder ist nicht viel eher drin im
WWW gemeint? Die Frage ist nicht unberechtigt, da noch immer viele Leute den Begriff des Internet
mit dem World Wide Web (WWW) gleichsetzen. Aus welchen Komponenten das Internet tatsächlich
besteht, kann der folgenden Übersicht entnommen werden:
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Wenn auch nicht alle aufgeführten Begriffe dem Leser bekannt sein dürften, so liefert die Tabelle doch
einen Zuordnungsrahmen, der den ersten Schluss zulässt, dass das WWW, sowie weitere bekannte Dienste wie
E-Mail, FTP, Newsgroups oder Mailinglisten Komponenten sind, die die Software-Ebene des Internet bilden.
Tim Berners-Lee formuliert dies wie folgt:
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On the Net you find computers - on the Web, you find document, sounds, videos,... information. On the Net, the connections are cables between computers; on the Web connections are hypertext links. (BERNERS-LEE, 1999)
Diese Definition zeigt eine weitere Möglichkeit, das Internet darzustellen: Neben der Software-Ebene können auch die physischen Komponenten betrachtet werden, die für den Datentransfer benötigt werden. Die vollständige Darstellung dieser globalen Internet-Architektur, das heißt eine Übersicht über sämtliche Übertragungsmedien, wie Datenleitungen, Funk- oder Satelliteneinrichtungen, ist aufgrund der hohen Komplexität und der Vielzahl an Netzbetreibern heute nicht mehr möglich. Die letzten Darstellungen, in denen sowohl die mit dem Netz verbundenen Computer, als auch die benutzten Router dargestellt sind, stammen aus den 1970er Jahren (THE COMPUTER MUSEUM HISTORY CENTER, 1997b). Aktuelle Darstellungen beschränken sich deshalb auf das Herausgreifen einzelner Aspekte. Man macht sich zum Beispiel zu Nutzen, dass sich das Internet aus einer Vielzahl einzelner Netze zusammensetzt. Aus dieser Sichtweise ist die Darstellung der physischen Ebene weniger komplex, wie das Beispiel der Struktur des UUNET in Abbildung 2.1 zeigt. Eine weitere Vereinfachung stellt die Konzentration auf einen räumlichen Ausschnitt des globalen Netzes dar. So gibt es Beispiele für kontinentale Betrachtungen bis hin zum Herausgreifen einzelner Städte und der Analyse der dort vorhandenen Internetanbindungen (ATLAS OF CYBERSPACE, 1999). |
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Bevor allerdings noch detaillierter auf die technischen Aspekte des Internet eingegangen wird, soll an
dieser Stelle ein Kapitel über die Anfänge und die Entwicklung des Internet eingeschoben werden. Auch in
diesem Fall trifft man auf populäre Irrtümer, die von den Medien verbreitet werden und damit das Bild vom
Internet in der Öffentlichkeit prägen.
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Hartnäckig hält sich das Gerücht, das Internet sei im Auftrag des US-amerikanischen
Verteidigungsministeriums entwickelt worden, um im Falle eines Atomkrieges über ein ausfallsicheres
Kommunikationsnetz zu verfügen. Wahr ist, dass das Internet-Projekt aus der Advanced Research
Projects Agency (ARPA) hervorging, die 1957 gegründet wurde, nachdem es den Russen
gelungen war, den ersten Satelliten ins All zu schießen. Wahr ist auch, dass die ARPA dem Pentagon
unterstellt war. Das Ziel der Gründung war jedoch eine generelle Förderung der U.S. amerikanischen
Wissenschaft, um den technologischen Vorsprung Russlands wettzumachen (HAFNER/LYON, 1997, S. 17). Im Zuge
dieser verstärkten Forschungsarbeit ergaben sich Kommunikationsprobleme zwischen den wissenschaftlichen
Instituten, die in verschiedenen Teilen der USA angesiedelt waren. Um schriftliche Dokumente zu
übermitteln existierten zwar so genannte Fernschreibeterminals , die jedoch nicht miteinander kompatibel
und für den Benutzer, aufgrund der großen Anzahl unterschiedlicher Typen mit jeweils eigener
Programmiersprache und Befehlen, wenig komfortabel zu bedienen waren.
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Den ersten Entwurf eines weiträumigen und universellen Kommunikationsnetzes lieferte J.C.R. Licklider mit
seinem Konzept vom Intergalaktischen Netzwerk. Licklider war bis 1964 bei der ARPA tätig und gab mit
seinen Vorüberlegungen erste Anstöße für eine neue Richtung in der Netzforschung. Im weiteren Verlauf der
1960er Jahre wurden immer mehr Computerwissenschaftler bei der ARPA beschäftigt, was zur Folge hatte,
dass die Ausgaben für die Computerausstattung stiegen. Neben der Verbesserung der Kommunikation kam der
Netzforschung daraufhin eine weitere Aufgabe zu: die Suche nach einer Möglichkeit, die vorhandenen
Rechner-Ressourcen durch eine gemeinsame Nutzung über ein Netz effizienter zu verteilen.
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Nach dem ersten Versuch, Daten von Massachusetts nach Kalifornien zu schicken, zeigte sich, dass die
bisherige Praxis der leitungsvermittelten Verbindung, angewandt bei herkömmlichen
Telefongesprächen, nicht für den Datentransport zwischen Computern geeignet war. Leonard Kleinrock
entwickelte daraufhin das Konzept der paketvermittelten Verbindung, wie sie bereits im Zusammenhang
mit der Erklärung des TCP/IP Protokolls beschrieben wurde.
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Den ersten konkreten Entwurf für ein Netzwerk entwickelte Larry Roberts, ebenfalls Mitarbeiter der ARPA
im Jahr 1966. Das sogenannte ARPANET sollte drei Jahre später zum ersten Netz werden und den
Ursprung des heutigen Internet bilden. Für die Umsetzung dieses Projektes waren weitere Vorarbeiten zu
leisten. 1968 schrieb die ARPA ein request for proposals aus, in dem der Auftrag für den Bau des
elementaren Bausteins für die geplante Netzarchitektur beschrieben wurde: der Plan für den Interface
Message Processor (IMP), der für die Weiterleitung der Datenpakete zuständig sein sollte. Der
Auftrag ging an die Firma Bolt, Beranek & Newman (BBN). Parallel zur Entwicklung der
Hardware begann ein Team an der University of California Los Angeles (UCLA) die Voraussetzungen
für eine Vernetzung auf der Software-Ebene zu schaffen. Die UCLA wurde 1969 mit dem ersten IMP
ausgestattet und damit zum ersten Knotenpunkt im ARPANET, gefolgt von den Universitäten Stanford, Santa
Barbara und der University of Utah. Die Forscher standen aber noch immer vor dem Problem, die vier
eigentlich nicht kompatiblen Computer der Universitäten dazu zu bringen, Daten miteinander
auszutauschen. Diesem Aspekt widmete sich ein Team an der UCLA, bestehend unter anderem aus Vinton Cerf
und Steve Crocker, denen es mit Hilfe eines Host-to-Host protocol gelang, einen Verbindungsaufbau und
Datentransfer zwischen den Rechnern zu bewerkstelligen (CERF u.a., 1998).
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In den 1970er Jahren wurden dem ARPANET weitere Knotenpunkte in den USA hinzugefügt. Schon früh bezog man
in die Planung mit ein, dass neben dem ARPANET weitere unabhängige Netze entstehen könnten, zwischen
denen in gleicher Weise wie innerhalb des einzelnen Netzes ein Datenaustausch möglich sein sollte. Das
ALOHANET war das erste auf Funkübertragung basierende Netz, das mit dem ARPANET verbunden wurde (CERF,
1993). Weitere universitäre Netze folgten im Laufe der folgenden zehn Jahre, so dass das Internet bis
Mitte der 1980er Jahre in weiten Teilen Westeuropas, Kanadas, Japans und der ehemaligen Sowjetunion
verfügbar war. Mit der immer größer werdenden räumlichen Ausdehnung erhöhte sich das Risiko, dass
Daten-Pakete auf ihrem Weg zum Empfänger aufgrund instabiler Verbindungen verloren gingen. Zur
Übertragungskontrolle schufen Bob Kahn und Vinton Cerf das bereits beschriebene TCP/IP Protokoll, das
am 1.1.1983 zum Standard-Übertragungsprotokoll für das Internet wurde. Im gleichen Jahr spaltete sich
der militärische Zweig der Internet-Forschung innerhalb der ARPA ab und das sogenannte MILNET entstand.
Das ARPANET bestand bis 1989 weiter, wurde dann jedoch aufgelöst, weil es nicht mehr konkurrenzfähig und
für die ARPA zu kostspielig war (ZAKON, 2000).
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Das Internet entwickelte sich unaufhörlich weiter. Mit steigenden Benutzerzahlen wurden die
Internet-Dienste immer vielfältiger. Bereits 1971 gab es das erste E-Mail Programm, das vor allem von
Wissenschaftlern als Kommunikationsmittel genutzt wurde. Als neue Basisdienste kamen das File
Transfer Protocol (FTP) hinzu, genutzt um Daten zu einem Server zu schicken, oder von dort
herunterzuladen und Telnet, das das Einloggen auf einem entfernten Rechner ermöglicht. Schon früh
machte man sich bei der ARPA Gedanken über die Nutzung des Internet für Video-Konferenzen. Der Weg war
damit bereitet, das Internet auf lange Sicht auch für Multimedia-Anwendungen zu nutzen.
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Das anhaltende Wachstum des Internet führte zunächst zu einer Verknappung der IP-Adressen, da das
ursprüngliche System für maximal 256 Netzwerke im Internet ausgelegt war. Man erweiterte den
Adressbereich deswegen auf 32-bit, woraus sich eine Zahl von 4.294.967.296 möglichen Adressen ergab.
Schon vor dieser Umstellung war das System der Host-Namen eingeführt worden, das bedeutet, dass statt
der IP-Adresse ein Alias-Name für den Rechner vergeben wird, der für die Benutzer einfacher zu
handhaben ist. Um einzelne Objekte im Internet erreichen zu können, ist es notwendig, die vom Benutzer
verwendeten Host-Namen der entsprechenden IP-Adresse zuzuordnen. Vor der Einführung des
Host-Namen-Systems waren zu diesem Zweck beide Informationen in einer zentralen Datei gespeichert, die
von den Hosts per FTP täglich aktualisiert wurde. Die Zuordnung der 32-bit IP-Adressen konnte aufgrund
ihrer großen Anzahl nicht mehr in dieser Weise erfolgen. Die Lösung des Problems war das Domain
Name System (DNS) von Paul Mockapetris, das 1983 eingeführt wurde. Hier erfolgt die Zuordung der
IP-Adressen in einer hierarchischen Abfolge, bei der sogenannte Nameserver versuchen, die
Adresse des Zielrechners zu ermitteln. Wenn eine IP-Adresse nicht gefunden wird, gibt der Server die
Suche an einen über- bzw. untergeordneten Nameserver weiter. In der Regel gibt es einen Nameserver pro
Domain, wobei eine Domain eine Gruppe zusammengehöriger Computer im Internet zusammenfasst, die eine
gemeinsame Adresse besitzen. Desweiteren gibt es sogenannte Top Level
Domains, die entweder aus Länderkürzeln bestehen (zum Beispiel de für Deutschland) oder aus
anderen Klassifikationen, wie zum Beispiel com für kommerzielle Seiten oder edu für
Universitäten und andere Bildungseinrichtungen. Die Adresse der Universität Freiburg im Breisgau setzt
sich beispielsweise wie folgt zusammen:
uni-freiburg [Domain] .de [Top Level Domain]Aufgrund der großzügigen Verteilung von 32-bit IP-Adressen in den vergangenen Jahren stößt auch dieses System bereits an seine Grenzen. Die nächste IP-Version IPv6 sieht deswegen 128-bit Adressen vor (TANENBAUM, 1999, S. 467). |
Zurück jedoch zur Entwicklung des Internet und dessen voranschreitender Verbreitung in den 1970er und
80er Jahren. Zum endgültigen Durchbruch des Internet kam es in den 1990er Jahren. Die Grundlage dafür
schaffte Tim Berners-Lee, als er 1989 die Frage aufwarf, in welcher Weise die über das Internet
zugänglichen Materialien in einer effizienten Weise verwaltet werden können. Während seiner Tätigkeit
bei der European Organization for Nuclear Research (CERN) in Genf hatte er festgestellt, dass
in den Tiefen der Server bereits vorhandene Forschungsergebnisse nicht wiedergefunden wurden, weil
selbst deren Verfasser vergaßen, in welchem Verzeichnis sie diese abgelegt hatten. Berners-Lee
griff für die Lösung dieses Problems auf die Idee des hypertext zurück, ein Prinzip, bei dem ein
Dokument Verweise auf ein anderes Dokument oder Objekt beinhaltet, zu denen man per Mausklick gelangen
kann (BERNERS-LEE, 1998). Mit dieser Methode konnten Dokumente auf den Servern des gesamten Internet in
einem logischen Zusammenhang verlinkt werden, was zu der Bezeichnung World Wide Web führte.
Zusammen mit Robert Cailliau entwickelte Berners-Lee erste Anwendungen, die die Hypertext Markup
Language (HTML), die Sprache, in der Hypertextdokumente geschrieben sind, verarbeiteten. In dieser
Zeit wurden die ersten Browser entwickelt, mit deren Hilfe man die Inhalte der HTML-Dokumente
betrachten kann. Browser gelangen mit Hilfe des Uniform Resource Locator (URL) zu dem
gewünschten Objekt. Der URL setzt sich zusammen aus dem verwendeten Übertragungsprotokoll (zum Beispiel
http oder ftp), der Serveradresse (zum Beispiel www.uni-freiburg.de) und dem Pfad, der zum gewünschten
Objekt führt. In voller Länge ergibt sich daraus beispielsweise:
http://www.uni-freiburg.de/universitaet.htmlBerner-Lee's WWW eröffnete erstmals die Möglichkeit, über eine graphische Oberfläche zu den weltweit gespeicherten Informationen zu gelangen. Auch die Möglichkeiten, Dokumente zu präsentieren, erweiterten sich mit der Verbesserung der Browser und der Weiterentwicklung von HTML. Heute bietet das WWW unzählige Möglichkeiten, neben der Darstellung von Text, Multimediaobjekte, wie Ton oder Video in Web-Seiten einzubinden. Das Web kann mittlerweile von Personen benutzt werden, die nur geringe Erfahrung mit Computern haben, da die Bedienung weitgehend intuitiv erfolgt - ein weiterer Faktor, der zum Erfolg des WWW beigetragen hat. Darüber hinaus hat das WWW dem Internet, neben den reinen Präsentationselementen, auch eine neue Dimension von Interaktionsmöglichkeiten hinzugefügt. Was anfangs vor allem im kommerziellen Bereich zur Anwendung kam (wie zum Beispiel Online-Bestellungen oder Online-Banking), dehnt sich langsam auf weitere Bereiche aus, wie das Erledigen von Verwaltungsangelegenheiten oder die Verlagerung des Arbeitsplatzes durch sogenanntes Teleworking. |
Die in der 80er Jahren ohnehin boomende Computerindustrie hat durch den Aufstieg des Internet einen
neuen Wachstumsfaktor gewonnen. Mit der immer größer werdenden Zahl an Unternehmen, die in der Branche der
Informationstechnologie tätig sind, erhöht sich auch der Konkurrenzdruck und somit der Bedarf, seine
Marktposition durch Innovationen zu sichern. Dies führt dazu, dass technische Neuerungen in immer
kürzeren Abständen auf den Markt kommen und die Produkte sich schnell verbessern. Schon heute gibt es
Geräte, die in Verbindung mit dem Fernseher eine Nutzung des Internet möglich machen, ohne dass ein
kompletter Computer vorhanden sein muss. Damit können auch jene Personen das Internet nutzen, die sich
vor der Benutzung des Computers scheuen oder denen die Kosten für einen Computer zu hoch sind. Der Preis
für diese Zusatzgeräte macht mit 200-300 DM bzw. 100-150 Euro nur rund ein Zehntel des Preises aus, der
zur Zeit für ein Standard PC-Komplettsystem bezahlt werden muss. Aufgrund der vielfältigen Möglichkeiten,
die das Internet bietet, und der immer einfacher werdenden Bedienung, kann die Prognose gestellt werden,
dass das Wachstum des Internet auch in den kommenden Jahren anhalten wird.
Einleitung
1. Das Internet - Entstehung und technische Grundlagen 2. Die Zusammenhänge von Kulturgeographie und Internet 3. Die Analyse der physisch-räumlichen Komponenten des Internet 4. Das Internet und klassische Themenbereiche der Kulturgeographie 5. Ausblick 6. Anhang |